David O’Brien ist General Manager Health, Safety, Environment and Communities für das Kohlegeschäft von Glencore, das sich auf Australien, Kolumbien und Südafrika verteilt. In seiner Funktion verantwortet David die Renaturierung von Kohleminen.

Weltwoche: Wann beginnt Glencore mit Renaturierungsmassnahmen bei einer Mine?
David O’Brien: Die Planung der Renaturierung ist bei neuen Minen von Anfang an ein integraler Bestandteil des gesamten Minenplanungsprojekts. Im Rahmen dieser Planung entwerfen wir, wie die Mine nach der Beendigung der Förderungs-Aktivitäten aussehen und wie sie schrittweise renaturiert werden soll. Bestandteil dieses Prozesses ist üblicherweise auch die Konsultation mit der Regierung und den Gemeinden. Mit den Renaturierungsmassnahmen beginnen wir so früh wie möglich und setzen uns jedes Jahr Ziele. Idealerweise erfolgen der Minenbetrieb und die Renaturierung parallel.

Weltwoche: Wie sieht eine Renaturierung technisch aus?
O’Brien: Unsere Arbeit gliedert sich in drei Hauptphasen: Vor, während und nach der Fördertätigkeit. Zuerst nehmen wir die topografischen Daten auf, etablieren Prozesse, um die Auswirkungen auf Fauna und gefährdete Arten zu minimieren, und sammeln nach Möglichkeit Samen von den Pflanzen in dem Gebiet. Während der Fördertätigkeit werden die oberen Bodenschichten (Mutterboden) dann gelagert, damit sie später wieder für die Renaturierung verwendet werden können. Sobald das Land in seine endgültige Form gebracht und der Mutterboden wieder verteilt ist, können das Saatgut und die Setzlinge gepflanzt werden. Dies geschieht schrittweise und noch während der Förderung. Einige unserer Betriebe haben zu diesem Zweck eigene Baumschulen eingerichtet oder arbeiten eng mit lokalen Baumschulen zusammen. Häufig hängen wir Nistboxen für Vögel auf und schaffen mit Felsen Rückzugsorte für Tiere. Ziel ist es, für sie ein natürliches Habitat zu schaffen, sodass sie sich von selbst wieder ansiedeln. Anschliessend gehen wir zur Überwachung und Wartung über, bis die Renaturierung Fuss gefasst hat. Insgesamt sind viele Menschen mit unterschiedlichen Funktionen involviert. Die Bergleute und die Renaturierungsteams müssen eng zusammenarbeiten.

Weltwoche: Welche Ergebnisse sind nach der Renaturierung einer Mine zu erwarten?
O’Brien: Wir entwickeln Erfolgskriterien für die Renaturierung. Diese hängen von der letztlich angestrebten Flächennutzung ab. Mit unserem Monitoring-Programm messen wir diese Kriterien und führen bei Bedarf Instandhaltungsmassnahmen durch. In manchen Fällen finde ich, ist ein Landstück nach der Renaturierung in einem besseren Zustand, als es war, als wir es übernommen haben.

Weltwoche: Wie viele Minen hat Glencore in Australien bereits renaturiert?
O’Brien: Bis jetzt haben wir die Renaturierung von vier ehemaligen Kohleminen in Australien fast abgeschlossen. Die Stilllegung des Bergwerks New Wallsend wurde von der Regierungsbehörde förmlich genehmigt, und die Genehmigung für andere Standorte wird beantragt, sobald diese bereit sind. Weitere werden in den nächsten Jahren folgen, darunter die Kohleminen Newlands, Liddell und Integra, wo geplant ist, die Förderung bis Ende 2023 einzustellen.

Weltwoche: Gibt es Anerkennung für renaturierte Flächen?
O’Brien: Zum Teil werden Preise vergeben. Unsere Cerrejón-Mine in Kolumbien hat zum Beispiel erst kürzlich den ersten Platz beim Bibo-Umweltpreis 2022 erreicht. Diese Auszeichnung wird von der kolumbianischen Tageszeitung El Espectador unter der fachlichen Leitung des WWF in Partnerschaft mit der Europäischen Union und mit Unterstützung der Firma Isagen vergeben. Die Auszeichnung anerkennt die Leistung, welche das Team im Bereich des Umweltmanagements und der naturnahen Wiederherstellung von Landflächen erbracht hat.

 

Erfahren Sie mehr zum Thema in unserem Beitrag in der aktuellen Ausgabe von Weltwoche Grün.

Ökologie und Unternehmertum: In einer Verlags-Zusammenarbeit mit ausgewählten Firmen wie zum Beispiel Glencore beleuchtet Weltwoche Grün neue Trends und Technologien, die Unternehmertum und Ökologie besonders eindrücklich verbinden.