Könnte man Aktienkurse und Zinsen prognostizieren, wäre man rasch Millionär und bald Billionär. Aber so ist die Welt nicht.

Man muss vielmehr davon ausgehen, dass die Informationsverarbeitung an der Börse effizient ist und dass die Preise von Aktien und Obligationen die verfügbaren Informationen widerspiegeln. Berater können darum nicht besser prognostizieren als Anleger. Das gilt auch in Krisenzeiten.

Dennoch muss man für sich selber Erwartungen über die Zukunft bilden. Man weiss selber am besten, welche Ziele man erreichen will, wo man seine grössten Risiken sieht und welche Verluste man unter keinen Umständen erleiden darf. Diese Analyse kann einem niemand abnehmen, und es ist genau diese Analyse, welche über den Anlageerfolg entscheidet.

Aus diesem Gedanken ergeben sich vier Konsequenzen:

  • Zur Bestimmung einer robusten Anlagestrategie braucht es Zukunftsszenarien, denen man eine Wahrscheinlichkeit zuordnen kann. Im Hauptszenario soll diese Anlagestrategie eine akzeptable Rendite erwirtschaften. In den Nebenszenarien, die wegen der Krise wahrscheinlicher geworden sind, muss man dort vor Verlusten geschützt sein, wo man besonders verletzlich ist. Die so bestimmte Anlagestrategie entscheidet über 80 Prozent oder mehr des Anlageerfolgs.
  • Anleger sollen nur Risiken eingehen, die auch entschädigt werden. Währungsrisiken soll man deshalb generell vermeiden, Zinsrisiken entsprechend den Anlagezielen wählen und Aktienrisiken über eine breite Diversifikation unter Kontrolle halten.
  • Obwohl man in den letzten 100 Jahren mit Aktien rund dreissig Mal so viel Gesamtertrag erzielen konnte wie mit Obligationen, lohnt es sich angesichts des beschränkten Zeithorizonts doch, eine Mischung aus Aktien und Obligationen zu halten.
  • Neben der Wahl der individuellen Anlagestrategie spielen die Gesamtkosten der Anlage eine dominante Rolle. Schon Kosten von einem Prozentpunkt mehr oder weniger pro Jahr beeinflussen das Anlageresultat deutlich.

 

Martin Janssen ist Unternehmer (Ecofin-Gruppe, die auch Vermögen verwaltet) und emeritierter Professor für Banking und Finance an der Universität Zürich. Am 13. Januar 2023 wird er im KKL Luzern referieren. Dort widmet sich ein detaillierter Krisenbewältigungskongress des Problems der Liquidität und Investition im Umfeld einer eskalierenden Inflation. Mehr Informationen dazu unter www.mindful-consulting.ch