Der grösste Star fehlte. Arbeitstier Tom Cruise drehte in Europa seinen neusten «Mission: Impossible»-Film, statt an den 95. Oscar-Verleihungen zu glänzen. Sonst aber war die wichtigste Nacht des Films so, wie sie sein sollte: stilvoll, witzig und glamourös.

Politik fand nur kurz, zu Beginn der Show, statt: Der von CNN mitproduzierte amerikanische Film «Navalny» erhielt den Oscar für die beste Dokumentation. Julija, die Ehefrau des Oppositionspolitikers Alexei Nawalny, der sich in russischer Einzelhaft befindet, trat auf die Bühne mit den Worten: «Mein Ehemann ist im Gefängnis, bloss weil er die Demokratie verteidigt. Bleib stark, my love, danke.» Putins Name blieb unerwähnt.

Der Ausland-Oscar ging an das sorgfältig erstellte deutsche Erster-Weltkrieg-Drama-Remake «All Quiet on the Western Front».

Auch sonst blieben grosse Überraschungen aus: Den Oscar für den besten Film und die beste Regie erhielt das spritzige Paralleluniversum-Abenteuer «Everything Everywhere All at Once» von den Daniels (Daniel Kwan und Daniel Scheinert), Michelle Yeoh erhielt die Auszeichnung für die beste Hauptdarstellerin im selben Film.

Bis zum Schluss liess man die Zuschauer im Ungewissen darüber, wer den nach seiner Ohrfeige mit einem zehn Jahre dauernden Oscar-Verbot belegte Will Smith vertreten und die Trophäe für die beste Hauptrolle übergeben würde. Halle Berry sprang ein, Brendan Fraser gewann für seine Rolle im rührigen Gesellschaftsstück «The Whale».

Fun fact: Was ihren berühmten Hollywood-Eltern Tony Curtis und Janet Leigh nicht gelang, schaffte Jamie Lee Curtis. Sie gewann einen Oscar – jenen für die beste Nebenrolle in «Everything Everywhere All at Once».

Fazit: Im Vergleich mit der anderen grossen amerikanischen Preisverleihung, den Grammys im Februar, die ununterbrochen ein wokes Lebensgefühl propagierten, und den schwermütigen Academy Awards der letzten Jahre, waren diese Oscars eine traditionelle Glamour-Show, leichtfüssig und mit Klasse.

Selbst Lady Gaga, nominiert für den besten Film-Song, die sonst keine Exzentrik scheut, trat in einer unwiderstehlich stilvollen Semi-Unplugged-Version von «Hold My Hand» aus Tom Cruises «Top Gun: Maverick» auf.

Die 3 Top-Kommentare zu "Rückkehr der Leichtfüssigkeit: Während die Grammys ein wokes Lebensgefühl propagierten, überzeugten die Oscars mit traditionellem Glamour und Optimismus"
  • erstaunte

    Diese Hollywood-Veranstaltungen sind mir sämtlichst zuwider. Hab ich mich heute ertappt, mich doch tatsächlich erstmalig deswegen geschüttelt zu haben vor Abscheu😖 ! Obwohl ich ja dazu stehe, habe ich mich dennoch etwas darüber erschreckt.) Diese übertriebene Beweihräucherung und Selbstbeweihräucherung, diese überwältigende Überwältigung, all die Tränen zwischen Selbstdarstellung u. Moral … 🤧 😮‍💨

  • markusspycher

    Für was die Veranstaltung auch Achtung verdient: Das Oscar-Männlein, diese Statue, hat noch - wer Augen hat der sehe - echt männliche Proportionen, nämlich breite Schultern und schmale Hüfte. Die passende Ergänzung zu den Diven!

  • bmiller

    @Saoirse: "Schon neugeborene Mädchen bekommen eine riesige rosa Masche aufs Köpfchen". Besser als die "Freiheit", das Geschlecht täglich zu ändern.