Es sei der Ton, der die Musik macht, wurde früher gesagt.

Im Ringen zwischen Kundennähe und politischer Korrektheit tun sich aber immer grössere Fallen auf. Konzernchefs treten in Turnschuhen auf, Unternehmen duzen ihre Kunden ungefragt – der Stil der Kommunikation in der Wirtschaft hat sich verändert. Die Reduzierung von Förmlichkeiten entspreche dem Zeitgeist, heisst es in Managementseminaren.

Doch wo enden Lässigkeit und Bodenständigkeit und wo beginnen Unhöflichkeit und Beleidigung?

Der deutsche Autokonzern Audi öffnet seine Kommunikationsstrategie und zeigt der Kundschaft, wie mit diesem delikaten Thema umgegangen wird.

Beispielsweise könne man Audi-Chef Markus Duesmann mit «Sehr geehrter Herr Duesmann» anschreiben und den Brief abschliessen «Mit vorzüglicher Hochachtung» oder «Mit freundlichen Grüssen» – so schlagen es die Protokoll-Experten des deutschen Bundesinnenministeriums in ihrem Ratgeber vor.

Allerdings führt Audi seit März 2021 schrittweise die gendersensible Sprache ein. «Bei Anreden nutzen wir in der Regel ausschliesslich Vor- und Nachnamen und beginnen Briefe oder E-Mails an Kund_innen beispielsweise mit ‹Guten Tag Vorname Nachname› oder ‹Sehr geehrte Audi Kund_innen› und verzichten auf geschlechtsspezifische Angaben», erklärt eine Sprecherin in Ingolstadt.

Doch der Widerstand wächst. So reichte der Verein für deutsche Sprache Klage ein. Und auch eine repräsentative Umfrage in Deutschland zeichnet ein anderes Bild, als die Audi-Konzernleitung wahrnehmen will. Demnach sind 80 Prozent der Befragten gegen Gendersternchen und Co.