Sie fliehen mit dem Auto, im Zug oder im Flugzeug: Seit der Ankündigung der Teilmobilmachung haben mehrere Hunderttausend Russen ihre Heimat verlassen, um nicht an die Front geschickt zu werden. Wie dramatisch die Flucht ist, zeigt das Beispiel Georgien.

Im russischen Nachbarstaat wurden im September mehr als 260.000 russische Flüchtlinge gezählt, 200.000 mehr als im September 2021.

Kasachstan, die Türkei, die Mongolei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Israel und Finnland: Allein im vergangenen Monat haben diese Länder mehrere Hunderttausend Russen aufgenommen, schätzen Experten.

Bei einer Bevölkerungszahl von 144 Millionen falle diese Zahl nicht ins Gewicht, mag man einwenden. Aber es setzen sich vor allem Männer mit einem hohen Bildungsstand ab, auf die Russlands Wirtschaft und Wissenschaft besonders stark angewiesen sind.

Das Phänomen des Brain-Drains ist zwar nicht neu für Russland – aber es hat in diesem Jahr stark zugenommen.

«Die besten und klügsten Köpfe Russlands verlassen das Land in Rekordzahlen», titelte das Magazin Fortune bereits im August. Was vor allem zu einem qualitativen Problem wird: «Ausserhalb Russlands gibt es im Mittelstand genauso viele, vielleicht sogar mehr Russen als innerhalb Russlands», sagt der amerikanische Historiker und Russland-Kenner Stephen Kotkin der Weltwoche und fragt: «Können Sie sich vorstellen, dass der Schweiz ein Mittelstand fehlt, der so gross ist wie der heutige Mittelstand in der Schweiz?»

Ein Kollaps droht Russlands Wirtschaft, die auch mit den Folgen der Sanktionen zu kämpfen hat, dennoch nicht. Der Rohstoffhandel blüht. Aber wenn das Humankapital, die wertvollste Ressource jedes Landes, angegriffen wird, hat das gravierende Langzeitfolgen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Seit Putins Teilmobilmachung flüchten Hunderttausende Russen. Weil gebildete Fachkräfte Russland verlassen, drohen gravierende Langzeitfolgen"
  • Tatonka

    Diese super "Fachkräfte" sollen bloss nicht auch noch in die Schweiz kommen. Fachkräfte, die uns auf den Taschen liegen, haben wir schon im Überfluss. Leider fehlen die Kräfte, die etwas vom Fach verstehen.

  • Der Kühne

    Diese scheiss Webung hier im Kommentarteil ist extrem störend!

  • hondo

    Also ich habe hier noch keine Russen gesehen, nur Ukrainer und die pendeln regelmäßig Richtung Kiew. Da schreibt wohl wieder mit russophobem Schaum vorm Mund. Solche Texte muß man sich speichern, damit morgen niemand sagen kann, er sei nicht dabei gewesen.