Geboren wurde sie im September 1993. Sie wuchs in Monstein auf, einem Dörfchen in der Nähe von Davos – rund 200 Einwohner. Einen Skilift gibt es dort nicht – nur eine kleine Turnhalle.

Doch Flury ging unbeirrt ihren Weg. Und sie wurde in der Primarschule von ihrem sportbegeisterten Lehrer, Hans Laely, gefördert. In der Neuen Zürcher Zeitung erinnert sich die neue Abfahrtsweltmeisterin: «Der Turnunterricht fand nicht einfach in der Halle statt – wir spielten Eishockey und fuhren Velo. Und man musste bis zur Sandgrube rennen. Das ist ein Ort hinter der Kirche, hin und zurück, ein Laufwettkampf, der Noten gab. Wer in Monstein wohnte, musste fast polysportiv aufwachsen.»

Die Förderung hatte Erfolg – wenn auch mit gewisser Verzögerung. Flury war 2017 die erste Bündnerin, die in einem Weltcup-Rennen siegte. Im Januar 2022 stand sie erstmals wieder auf dem Podest, als Abfahrtszweite in Garmisch-Partenkirchen. Flury erlitt oft Rückschläge, früh schon und immer wieder. Einmal fuhr sie wegen Hüftproblemen eine Saison lang kein Rennen. Doch sie kam immer zurück.

Und nun nutzt sie an der WM in Méribel die Gunst des Augenblicks. Mit Startnummer 2 setzt sie eine Fahrt in den Schnee, an der alle Konkurrentinnen scheitern. Lara Gut-Behrami, Sofia Goggia, Ilka Stuhec – alle reihen sich klar hinter ihr ein. Nur zweimal muss sie richtig zittern, als Nina Ortlieb und Corinne Suter nur einen Hauch langsamer ins Ziel kommen.

Am Ende dürfen sich zwei Schweizerinnen über Edelmetall freuen: Flury sensationell über Gold und Corinne Suter, die noch kurz vor der WM schwer gestürzt war, über Bronze. Es ist eine wunderschöne Geschichte, die an diesem Mittag in den französischen Alpen geschrieben wurde.