Sieben Jahre sind eine lange Zeit. So lange dauerte es von der Anklage-Erhebung bis zum Beginn des Prozesses im Fall der früheren Fussball-Spitzenfunktionäre Sepp Blatter und Michel Platini.

Im Kern geht es um folgenden Sachverhalt: Platini war ab 1998 als Berater von Sepp Blatter tätig. Per Handschlag sollen sich die Parteien über ein jährliches Salär von einer Million Franken geeinigt haben.

Weil die Fifa damals aber nur beschränkt liquide war, zahlte sie Platini 300.000 Franken pro Jahr. Mit rund zehnjähriger Verzögerung forderte Platini das geschuldete Geld ein – und erhielt 2011 den Betrag von zwei Millionen.

Die Schweizer Bundesanwaltschaft wirft Blatter und Platini im Wesentlichen Betrug vor. Weil kein schriftlicher Vertrag bestehe, sei der Betrag nicht geschuldet gewesen. Allerdings wird in der Anklageschrift kein Motiv genannt – was aus juristischer Sicht ein entscheidendes Detail sein könnte.

So oder so. Blatter und Platini weisen die Anschuldigungen vehement von sich. Es sei alles rechtens gewesen. Bei einer ersten überraschenden Befragung am Rande der Hausdurchsuchung bei der Fifa am 25. September 2015 erzählten Blatter und Platini (unabhängig voneinander) die exakt gleiche Version der Geschichte.

Am Bundesstrafgericht in Bellinzona wird ab Mittwoch die Weltpresse erwartet. Gleichzeitig weist der ganze Fall Züge einer Oberwalliser Provinzposse auf.

Sepp Blatters Mutter hiess (ledig) Bertha Nellen und stammte aus Baltschieder, einem 1000-Einwohner-Dorf bei Visp.

Der Anwalt von Platini trägt den Namen Dominic Nellen. Zwar ist er bernischer Herkunft, seine Wurzeln reichen aber ins Oberwallis zurück – nach Baltschieder.

Last but not least stammt der zuständige Bundesanwalt Thomas Hildbrand aus Visp – mit Sepp Blatter ist er gar verschwägert, weil seine Schwester einen Cousin des Angeklagten geheiratet hatte.

Aus diesem Grund war es Blatters Anwalt Lorenz Erni (er ist erstaunlicherweise kein Walliser), der aus Selbstschutz einen Ausstandsantrag gegen Hildbrand stellte. Der Vorstoss wurde abgewiesen.

So wird ab Mittwoch in einem auf zwei Wochen angesetzten Prozess über das Schicksal zweier der einst mächtigsten Männer im Weltfussball entschieden. Doch irgendwie bleibt alles auch im kleinen Kreis.

Der Fall Platini/Blatter ist eine Familienaffäre aus Baltschieder.