Und er schreit's ihm tapfer ins Gesicht
«Dein Gas, Putin, das begehr ich nicht.»

So oder ähnlich hätte es wohl der mutige Ritter Delorges aus Schillers Gedicht «Der Handschuh» formuliert. Derzeit marschiert er forsch durch die deutsche Russland-Politik. Um dem Kreml-Despoten keine Devisen mehr zu geben, rufen wackere Aussen- und sogar Wirtschaftspolitiker zum freiwilligen Total-Boykott von Putins Blut-Gas.

Das ist sehr später Heldenmut. Oft sind es dieselben Leute, die bisher die Kanzlerin a.D. und ihre russophilen Koalitionspartner von der SPD gewähren liessen, als die Energie-Abhängigkeit von Russland immer weiter ausgebaut wurde. Und jetzt wollen sie (frei nach Luther) mit des kleinen Mannes Arsch durchs Feuer reiten, bis der letzte Ofen aus ist.

Erst aus allen autarken Energien aussteigen und dann auf den Rest patriotisch verzichten. Es ist eine weitere Kreml-Rechnung, die aufgeht: Der Westen will nicht kämpfen, er will nicht leiden, ist stolz auf Transgender-Soldaten und feministische Aussenpolitik, hat seine weltfremden Flausen geföhnt und möchte jetzt mit einem Putzlappen die Monster stoppen, die er schuf.

Und Putin grinst sich eins und kommt uns am Gashahn zuvor. Ach ja, und Holzöfen (Feinstaub!) wollten die Grünen bis eben auch noch verbieten.

Der Autor ist Leiter der Parlamentsredaktion der Bild-Zeitung.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Später Heldenmut: Dieselben Leute, die jetzt die Abhängigkeit von Russengas beenden wollen, haben sie jahrelang gefördert"
  • miggeli1

    Zur Rede Bidens heute musste ich gratulieren, denn er will kein Russenöl mehr und jetzt doch endlich die heimische Produktion hochfahren (shale oil, fracking).Der Mann könnte eine Revanche erleiden, wenn ihm bzw. seinen 100 Awerken Putin die Lieferung von Uranbrennstoff verweigern würde. Kazatomprom, der russische Urankonzern, im Besitz der riesigen Uranreserven in Kasakhstan, könnte den USA durch Boykott ein grosses Problem bereiten, denn die sind ein Hauptlieferant.Kein Uran = abschalten.

  • Ernemann7b

    Ich denke, daß es auch so kommen wird mit dem Uran. Allerdings wundere ich mich über Sleepy-Joe. Scheinbar haben die Ami‘s einen anderen Öl-Lieferanten gefunden. Das war es nämlich, was Biden vermeiden wollte, da er Angst vor zu hohen Spritpreisen im eigenen Land hatte und dachte sich dadurch den Unmut der Amerikaner zuzuziehen. Angeblich kostet eine Gallone Regular momentan um $5,84.

  • freier buerger

    Solche Heilige, Fromme & Gerechte hat die Schweiz in der Kernenergie hervorgebracht! Die Heilige Doris sollte ein fairer (auch Lesern gegenüber) Journalist die Frage stellen, wieviele Jahre ausgerechnet sie in Verwaltungsräten der Beitreiber von Kernkraftwerken sass - mit offenen Taschen, bis die Kehrtwende zum Gas kam! Dass vorgeschlagenes Gas für angedachte Kraftwerke jedes Planungsbudget übersteigt, ist heutigen realen Sonne-& Windproduktionen abzulesen! Das Beste: Volatile Verbrauchspreise!