«Ich sollte heute Abend nicht hier sein», sagte Trump gleich zu Beginn seiner mit Hochspannung erwarteten Rede. «Ich stehe nur durch die Gnade des allmÀchtigen Gottes vor Ihnen in dieser Arena. Viele Menschen sagen, es sei ein Moment der Vorsehung.»

Sein Vater sei ein anderer Mensch, nachdem er das Attentat auf ihn nur um Haaresbreite ĂŒberlebt hatte, sagte Sohn Don Jr. im Vorfeld.

Trump ist derselbe. Aber er wirkt milder, vÀterlicher, vergebender.

Er begann seine Rede vor dem Parteikonvent in Wisconsin, in der er die Nominierung als PrÀsidentschaftskandidat offiziell akzeptierte, mit einem Appell an die Einheit.

«Die Zwietracht und Spaltung in unserer Gesellschaft muss ĂŒberwunden werden. Als Amerikaner sind wir durch ein einziges Schicksal und eine gemeinsame Bestimmung miteinander verbunden. Wir erheben uns gemeinsam. Oder wir fallen auseinander.»

Auch den Secret Service, der seit dem Attentat unter heftige Kritik geraten ist, schloss er in seine Umarmung ein: «Die Kugeln flogen, als sehr mutige Secret-Service-Agenten zur BĂŒhne eilten und sich zu meinem Schutz auf mich stĂŒrzten.»

EindrĂŒcklich war, als er erstmals seine Impressionen des Attentats schilderte. Wie er, um eine Statistik – mit den tiefen Immigrationszahlen aus seiner Amtszeit – auf einer Leinwand anzuschauen, den Kopf drehte. Was ihm das Leben rettete.

«Das Erstaunliche ist, dass die Kugel des AttentÀters genau ins Schwarze getroffen hÀtte, wenn ich vor dem Schuss meinen Kopf nicht im letzten Moment bewegt hÀtte, ich wÀre heute Abend nicht bei Ihnen.»

Trump lobte das disziplinierte Publikum, das nach dem Attentat nicht in Panik davonrannte. Er erinnerte sich an die verunsicherten Menschen um sich herum: «Auf ihren Gesichtern stand grosse Trauer, bis ich meinen rechten Arm hob, zu den Tausenden von Menschen blickte, die atemlos warteten, und anfing zu schreien: KÀmpft, kÀmpft, kÀmpft.»

KĂ€mpfen war fortan das Motto seiner Rede. KĂ€mpfen fĂŒr ein besseres Amerika, das von der aktuellen Regierung in Grund und Boden gefahren wurde. KĂ€mpfen fĂŒr eine friedlichere Welt, auf der heftige Kriege ausgebrochen sind, seit Joe Biden die Regierung ĂŒbernommen hatte.

Biden nannte er nicht einmal mit Namen. Der aktuelle PrĂ€sident, der an Covid erkrankt wĂ€hrend Trumps Rede isoliert zuhause sass, scheint fĂŒr Trump nicht mehr der Gegner zu sein. Sollten die Demokraten ihren Kandidaten kurz vor der Ziellinie auswechseln, fĂŒr Trump scheint dies einerlei.

Egal wer im November gegen ihn antreten wird – er oder sie vertritt eine Haltung, die Trump und Millionen von Amerikanern fĂŒr das Übel im Land und auf der Welt verantwortlich machen.

Und fĂŒr das Debakel der Demokraten brauchte Trump denn auch klare und harte Worte: Er sprach vom «Alptraum an der Grenze». Einem «Planeten des Krieges», den Biden hinterlassen habe. Und von einem «bedeutungslosen grĂŒnen neuen Betrug».

Er gelobte, an Tag eins seiner zweiten Amtszeit, zwei Dinge zu tun: «Drill, Baby, drill» (Nach fossilen Ressourcen bohren) und «die Grenze sichern».

Wenig ĂŒberraschend lĂ€sst der Schweizer GebĂŒhrensender kaum ein gutes Haar an der Rede. «Trump beschwört das Schlagwort â€čEinheitâ€ș – und verteilt SchlĂ€ge», rapportiert der Mann vom Dienst, der auf SRF Amerika erklĂ€rt.

Trump fĂŒhrt die Republikaner geeint und gestĂ€rkt aus ihrem Konvent. Die Demokraten dagegen wenden sich von ihrem angezĂ€hlten PrĂ€sidenten ab.

Nach Trumps kraftvoller Rede sind die Demokraten unter Druck. Sie mĂŒssen jetzt rasch handeln, wenn sie im Herbst nicht in einem Erdrutsch weggefegt werden wollen.

Aber das Rennen ist noch lange nicht gelaufen. Trumps Feinde geben nicht auf, ihn mit allen Mitteln zu stoppen.