Rund 30 Prozent des Pflegepersonals in den USA verweigert sich gemäss dem Wall Street Journal der Corona-Impfung. In der Schweiz dürften die Verhältnisse ähnlich sein. Ende Oktober war gemäss einer Umfrage der Sonntagszeitung bei uns ein Viertel der Pflegenden nicht geimpft.

Am Angebot kann es nicht liegen. Das Spital-Personal gehörte zu den Ersten, die man zum Impfen aufrief. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten jung und gesund sind. Das Virus ist für diese Gruppe nicht gefährlicher als eine beliebige Grippe. Vielleicht sind die Pflegefachleute auch besser informiert über Risiken und Nebenwirkungen.

Infizierte Betreuer sind ein Risiko für ihre oft vulnerablen Patienten. Deutschland hat deshalb eine Impfpflicht für das Spital-Personal beschlossen. In der Schweiz wird die Forderung immer lauter.

Bevor wir die Dinge überstürzen, sollten wir nach Amerika schauen, wo es eine solche Pflicht zum Teil bereits gibt. Doch grosse Spital-Ketten wie HCA, THC oder AdventHealth haben den Impfbefehl bereits wieder zurückgenommen. Der Grund: Das ohnehin knappe Personal lief ihnen davon.

Was in der Theorie einleuchten mag, erweist sich in der Praxis oft als kontraproduktiv. Die Corona-Krise liefert zahllose Beispiele. Umso dringender sollten wir uns wieder an der Praxis orientieren. Sie kümmert sich einen feuchten Dreck um unsere grandiosen Theorien. Und sie hat immer recht.