Lima – Am letzten Montagmorgen war gemäss Diktator Maduro noch alles klar: Nach angeblicher Auszählung von 80 Prozent der Stimmen liess er sich von Elvis Amado, dem Chef der Wahlbehörde, feierlich und «unwiderruflich» zum alten neuen Präsidenten von Venezuela erklären.

Offensichtlich hatte der Diktator nicht damit gerechnet, dass sich die Opposition Zugang zu den Protokollen aus den Wahllokalen verschaffen könnte – und diese online veröffentlicht. Die Protokolle zeigen: Maduro abgeschlagen bei 30 Prozent, 70 Prozent der Wähler stimmten für Edmundo González von der Opposition.

Maduro hat es sich nun anders überlegt. Alles Fake. Er selber könnte Tausende von Wahlprotokollen «in vier Stunden fälschen», prahlte Parlamentspräsident Jorge Rodríguez. Maduro macht nun Elon Musk persönlich für angebliche Hackerangriffe verantwortlich, welche eine Auszählung der Stimmen verunmöglichen würden. «Spezialisten aus Russland und China» sollen das Problem beheben.

Was das konkret bedeutet, hat Maduro bereits im Vorfeld der Wahlfarce angekündigt: ein Blutbad im Falle seiner Nichtwahl. Die Tyrannei lässt ihre demokratische Fassade definitiv fallen.

Dutzende von Wahlhelfern, welche die Protokolle von den Urnen an die Opposition herausgegeben haben sollen, und Hunderte von Oppositionellen sitzen mittlerweile in den Folterkellern der Diktatur fest. Nachdem Maduro ihre Verhaftung öffentlich angekündigt hat, ist Oppositionsführerin María Corina Machado in den Untergrund abgetaucht. Killertruppen des Regimes schiessen wahllos und bisweilen auch gezielt auf Demonstranten, die das ganze Land stillgelegt haben.

Luis Almagro, Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), hat am Donnerstag gefordert, Maduro und seine Schergen als Kriegsverbrecher beim Haager Tribunal anzuklagen. Ausser den üblichen Verdächtigen (Kuba, Bolivien, Nicaragua, Honduras) hat bislang keine amerikanische Regierung Maduros Wahlsieg anerkannt. Die USA sind, wenngleich zögerlich, dem peruanischen Beispiel gefolgt und haben Edmundo González als neuen Präsidenten Venezuelas anerkannt.

Doch die sozialistisch regierten Länder Brasilien, Mexiko und Kolumbien haben eine gemeinsame Resolution der OAS verhindert. Lula, López Obrador und Petro lavieren. Sie wollen abwarten.

Der Blutzoll steigt derweil stündlich. Doch je länger sich der Tyrann halten kann, desto grösser erscheint die Wahrscheinlichkeit, dass er sich halten wird. Wie in den schlechten alten Zeiten, als halb Lateinamerika von Operetten-Diktaturen beherrscht wurde.