Von 2017 bis 2021 war Kühnert Vorsitzender der Jungsozialisten. Damals wollte er noch BMW «vergesellschaften». Jetzt, mit 32, ist er schon Generalsekretär der Kanzlerpartei SPD, ein notorisches Sprungbrett zu höchsten Ämtern – und zu neuen Einsichten, wie die historische Erfahrung zeigt.

«You're still young, that's your fault/There's so much you have to know», sang einst Cat Stevens, der damit Bertolt Brechts Lied aus der Dreigroschenoper über die «Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens» variierte, in dem es hiess:

Ja, mach nur einen Plan!

Sei nur ein grosses Licht!

Und mach dann noch 'nen zweiten Plan

Gehn tun sie beide nicht.

Auch Hans-Jürgen Wischnewski, Holger Börner, Karsten Voigt, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Gerhard Schröder, Andrea Nahles und Olaf Scholz hatten als Juso-Vorsitzende ausgefeilte Pläne, den Kapitalismus abzuschaffen. Ihre durchschlagende Erfolglosigkeit in dieser Sache korrespondierte mit einer wundersamen Karriere in Partei und Staat.

«Ben Wisch» wurde Staatsminister im Auswärtigen Amt, Börner hessischer Ministerpräsident, der Gegnern der Frankfurter Startbahn West mit der «Dachlatte» drohte, Voigt Amerika-Beauftragter, Wieczorek-Zeul und Nahles Bundesministerinnen, Schröder und Scholz Bundeskanzler.

Weit entfernt davon, den Genannten durchgehend vernünftiges Handeln zu attestieren, sehen wir doch mit Freude dem Augenblick entgegen, da Kevin Kühnert seinen renitenten Nachfolgern die sozialistischen Flausen austreiben muss gemäss der ewigen Wahrheit von F. W. Bernstein: «Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche.»