Habe ich was verpasst? Hat das kleine Königreich Brüssel jetzt Europas Aussenpolitik übernommen, oder sind wir um Mitternacht den Vereinigten Staaten von Europa beigetreten?

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bietet der Ukraine die EU-Mitgliedschaft an («Wir wollen sie drin haben»), und der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell verspricht Waffenlieferungen nach Kiew («Und natürlich werden wir Waffen liefern, auch Kampfjets»).

Im solidarischen Überschwang der Gefühle lebt offensichtlich auch die Brüsseler Kontinentalverwaltung ihre Allmachtsfantasien aus. Vergesst die «Kopenhagener Kriterien», die man zum EU-Beitritt erfüllen muss! Not kennt kein Gebot. Beitrittsschein, wo muss ich unterschreiben? Ausgerechnet jene EU, die Impfstoff nicht rechtzeitig rankriegt und seit Jahren die Aussengrenzen leider, leider nicht schützen kann, sagt jetzt, wo es langgeht in Europa?

Auch dass der zum Äussersten beauftragte Borrell jetzt über Divisionen und Gerät verfügt, das mit generöser Geste in die Welt geschickt werden kann, kommt für den staunenden Betrachter ein wenig überraschend. Ist die Euro-Armee über Nacht schon ausgerückt? Muss der Bundestag Mandaten nicht mehr zustimmen?

Kleinliche Fragen, gewiss! Aber wenn man beim Vereinheitlichen der Netzstecker nicht weiterkommt, muss man sich halt andere Wirkungsfelder suchen.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Von der Leyen bietet Kiew Mitgliedschaft, EU will Kampfjets in die Ukraine schicken: Die EU lebt Allmachtsfantasien aus"
  • M. Kappeler

    Die Politiker und Beamten sind von den Medien getrieben. Wir haben eine Medien gesteuerte "Demokratie". Früher haben die Regierungen die Medien missbraucht, heute ist es genau umgekehrt, die Medien missbrauchen die Regierungen und diktieren was sie zu tun haben. Wenn wir den Massen-Medien nicht sofort den Netzstecker ziehen, wird das böse enden.

  • Pablo57

    Es sei einfach daran erinnert, dass Putin informiert hat, dass jene, die sich eimischen werden, die Folgen tragen müssen, wie sie sie noch nie gesehen haben. Jene die darin eine Drohung mit Nuklearwaffen sehen, übertreiben wahrscheinlich. Aber sie fordern wissentlich eine Antwort heraus - auch eine Art der Provokation! Es wäre hilfreich wenn es mehf "Putinversteher" geben würde, auch wenn das hier ein Schimpfwort ist.

  • Milinko Simic

    Unglaublich dieser Taugenichtse Saftladen. Kriegshetzer. Brüsseler Selbstbeweihrauchungs USA NATO Aussenposten. Sie können so was von nichts, ausser jetzt auf Russland einprügeln. Anstatt für sich und ihre Bürger zu sorgen. Das letzte Mal haben sie sich 1999 ruhmvoll bewiesen. An Verlogenheit und Heuchelei nicht zu übertreffen.