Mit dem Brexit wollte das Vereinigte Königreich auf die grosse Bühne zurückkehren – als die wiederauferstandene imperial power, die Grossbritannien bis Mitte des letzten Jahrhunderts war. Weg von den Kleinkrämern in Brüssel, hin zu den Mächtigen dieser Welt, lautete das etwas vollmundige Schlagwort. Das mögen damals manche belächelt haben.

Jetzt zeigt sich jedoch überraschend schnell, dass der Anspruch nicht nur verwegen ist. Grossbritannien kann im Ukraine-Krieg eigenständiger agieren als die verbliebenen EU-Mitglieder und muss keine Rücksicht auf die spezifischen Interessen der Partner nehmen.

So schickt das Vereinigte Königreich zum Beispiel mehr Waffen in die Ukraine als jedes andere europäische Land.

Bereits vor dem Krieg hatte Grossbritannien militärische Instruktoren in der Ukraine stationiert.

Zu den bisher gelieferten 4200 portablen Anti-Tank-Waffen kommen nun 6000 weitere Einheiten sowie Flugabwehrraketen dazu. In Polen installiert Grossbritannien zudem ein Langstrecken-Flugabwehr-System und stellt Betriebspersonal zur Verfügung, zur Abschreckung Richtung Osten.

Boris Johnson hat zudem angekündigt, bis Ende Jahr ganz auf russisches Gas zu verzichten, ebenso auf Eisenerz und Stahl. Die EU muss sich dazu auf Drängen Deutschlands viel mehr Zeit nehmen.

Die britische Unterstützung für die Ukraine allein wird nicht über Sieg oder Niederlage entscheiden. Aber sie zeigt, wie wichtig die nationale Souveränität und damit der Anspruch auf die Eigenständigkeit von «Global Britain» im Krisenfall sein kann.

Die 3 Top-Kommentare zu "Vorteil Brexit: Mit dem Krieg in der Ukraine bietet sich dem britischen Premierminister Boris Johnson die Chance, zu beweisen, dass sein Credo «Global Britain» mehr ist als eine hohle Phrase"
  • tempelritter1947

    Die EU sollte zu ihren Wurzeln zurück kehren. Es reicht eine wirtschaftliche Vereinigung zu sein. Eine politische Einheit wird die EU nie. Die Animositäten zwischen den Nationalitäten sind einfach zu groß. Und das ist gut so. Wir leben alle auf dem Kontinent Europa. Ich möchte aber Deutscher bleiben. Mit sicheren Grenzen.

  • Pablo57

    Ob sich der gute Boris bewusst ist dass er sich mit seiner Unterstützung mit Waffen und Ausbildung in die Schusslinie begibt? Man hat Putin nie zugehört. Und man hat wohl auch nicht zugehört als er möglichen Einmischungen von Dritten Konsequenzen androhte. Den Kriegstreibern würde es besser anstehen auf eine Deeskalation hinzuwirken!

  • hawe

    Die Briten hätten Diplomaten schicken sollen anstatt Waffen. Das wäre mal eine echte Maßnahme gewesen aber das wird der große Bruder in Übersee nicht zugelassen haben. Länder und Völker gegeneinander hetzen und Kriege anzetteln und führen war ja schon immer die Stärke der Engländer