Zum Ersten, zum Zweiten und zum … – der Spiegel muss nach der Pleite mit einer Story über den inzwischen geschassten Bild-Chefredakteur Julian Reichelt («Vögeln, Fördern, Feuern») laut Gerichtsurteil schon wieder einen Text aus dem Netz nehmen.

Diesmal liess der Comedian Luke Mockridge, gegen den Ermittlungen mangels Tatverdachts eingestellt worden waren, nicht auf sich sitzen, was ihm der Spiegel im Nachhinein unterzujubeln versuchte: dass er gegenüber einer Freundin übergriffig geworden sei.

Man sehe den Mann als «nicht entlastet» an, urteilte das Magazin, nachdem man die Akten gelesen und sich mit drei Damen beschäftigt habe, die sich im Spiegel anonym über angebliche Erlebnisse mit Mockridge ausliessen.

Ausgerechnet der Spiegel.

Relotius schon vergessen? Und Kachelmann?

Als der Spiegel noch der «alte», von Augstein und Aust geprägte war, herrschte dort ein anderer Geist: Da meldeten sich ebenfalls angebliche «Opfer», um Kachelmann an den Pranger zu bringen. Dabei machte der Spiegel nicht mit. Das Richten überliess man der Justiz.

Man muss nicht Mitleid haben mit Julian Reichelt, dass ihm durch den heutigen Spiegel widerfährt, was er selbst einst grossmäulig propagierte: Wenn die Justiz ihren Job nicht erledige und Sextäter nicht unschädlich mache, dann müssten eben die Medien die Sache in die Hand nehmen, sprich die Person vernichten.

Nun liegt Reichelt am Boden, Comedian Mockridge befindet sich in der Psychiatrie. Gerichtet nicht von der Justiz, sondern (vor)verurteilt von einem Nachrichtenmagazin.

 

Die 3 Top-Kommentare zu "Vorverurteilt vom Spiegel: Nach der Story über den Ex-Bild-Chef Julian Reichelt muss die Zeitung einen weiteren Artikel vom Netz nehmen. Diesmal betrifft es Comedian Luke Mockridge"
  • exil03

    Bemerkenswert, wie kritisch langgediente Spiegel-Leute (Gisela Friedrichsen, Stefan Aust, Gabor Steingart u.a.) heute ihren ehemaligen Arbeitgeber sehen. Oder Edelfeder Wolfgang Röhl sein Ex-Blatt, den Stern. Diese Generation von echten Journalisten kann mit den „Haltungs-Journalisten“ von heute und den öffentlich-rechtlichen Einheizern verständlicherweise nichts anfangen. Und der Großteil des Publikums auch nicht, wie Auflagenzahlen und Einschaltquoten eindeutig beweisen.

  • Detektor

    Nach einer giftspritzenden Alice Schwarzer, die Kachelmann mit unsäglichem Eifer an den Pranger stellte, sollten Medien nicht selbstgefällig in die Rolle einer Nachfolgeinstanz verfallen. Nach abgeschlossenem Verfahren schwingt der Spiegel das Richtschwert. Erschreckend. Aus "Katarina Blum" nichts gelernt, Auflage statt journalistischem Auftrag. Hinterfragen, Zusammenhänge aufzeigen, recherchieren ist jounalistisches Selbstverständnis aber Nachtreten und Überheblichkeit gehört nicht dazu!

  • Urs Stotz

    Mit der Zahlungen von der "Bill and Melinda Gates Foundation" https://tinyurl.com/y6lrgh4v muss man sich fragen, ob der Spiegel noch irgend etwas mit Journalismus zu tun hat oder nur noch zu den Propaganda- und Manipulations-Medien gehört. In den Artikeln kann ich auch ohne Relotius nichts von Journalismus finden, es geht um Volkserziehung.