Ganz in Schwarz gekleidet, mit schneidender Stimme und gezielt gewählten Kunstpausen, liess Cédric Wermuth an der Friedenskundgebung in Bern eine Hasstirade auf den Bundesrat los. Der SP-Präsident habe in einem Ton gesprochen, «der an Redner aus historischen Filmen erinnerte», notierte die Korrespondentin der NZZ.

Der Grund für den Zorn des Chefgenossen: Die Landesregierung war bis zum Wochenende noch nicht eingeknickt und hatte sich geweigert, die wirtschaftlichen Sanktionen der EU gegenüber Russland einfach eins zu eins zu übernehmen. Diese Bestrafungen haben für Wermuth und seine Verbündeten bei der Mitte und der FDP mittlerweile fast religiöse Züge. Macht die Schweiz mit, wird sie vom Bösen, sprich Putin, erlöst, wenn nicht, droht ihre die ewige Verdammnis.

Dabei sollten es alle besser wissen. Schwarz-weiss denken und sich Differenzierungen verweigern nützt in dieser Situation wenig. Die Schweizer Regierung wäre gut beraten, sich ganz genau zu überlegen, was diese Vergeltungsmassnahmen des Westens nützen und welche Auswirkungen sie haben. Die Schweiz kann in diesem Konflikt nur ein Ziel haben: Was kann sie dazu beitragen, dass wir möglichst rasch wieder friedlich auf diesem Kontinent zusammenleben können? Jeder Schritt muss diese Bedingung erfüllen. Solche Hassreden von Wermuth bringen uns dabei keinen Schritt weiter.