Die nordirischen Unionisten sind seit langem in der Defensive. Zwar verfügen sie im Regionalparlament noch über eine knappe Mehrheit. Aber diese werden sie heute voraussichtlich verlieren. Das wäre das letzte Kapitel in einer Entwicklung, die seit Jahrzehnten anhält. Denn in den wichtigen Ortschaften haben die nordirischen Nationalisten die politische Führung bereits übernommen, vor allem weil sie mehr Kinder haben.
Auch die Hauptstadt Belfast ist seit langem in der Hand der katholischen Nationalistenpartei Sinn Fein, des politischen Arms der einstigen IRA-Rebellen. Ihr wichtigstes Ziel bleibt die Vereinigung mit der Republik. Und das wollen sie mit einer neuen Volksabstimmung erreichen. Schon 1973, auf dem Höhepunkt der «Troubles», ist es zu einem Referendum gekommen. Die katholischen Nationalisten, damals in der Minderheit, boykottierten aber die Abstimmung, weil sie aus ihrer Sicht ohnehin verloren war. Jetzt stehen die Zeichen genau umgekehrt. Bei einem neuerlichen Referendum würden mit grosser Wahrscheinlichkeit die irischen Nationalisten gewinnen.
Die Position der protestantischen Unionisten hat sich mit dem Brexit zusätzlich verschlechtert. Denn die EU verlangt eine innerbritische Grenze zwischen der Hauptinsel und Nordirland, damit keine unverzollten Waren in die Republik gelangen. Damit fühlen sich die Unionisten von ihrem Mutterland abgehängt und in die ungeliebte Republik gedrängt. Das verheisst Schlechtes für Nordirland. Denn die Geschichte zeigt: Wenn immer sich in dieser unseligen Ecke des Königreichs eine Seite schwach fühlt, kommt es zum Eklat.
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@ gerd muller: Die IRA ihren Ursprung in der Irish Republican Brotherhood, die im 19. Jhdt auf der Irischen Insel in der Tat als Folge der Hungersnot entstand. Diese (old) IRA kämpfte im Unabhängigkeitskrieg für einen “All Ireland” Inselstaat.
In der Folge teilte sich die IRA nach 1969 in Splittergruppen, insbesondere die “provisional” IRA, die in den “Troubles” in Nordirland involviert war. Diese “Provisional IRA” rekrutierte aber Mitglieder aus ganz Irland (Nordirland und Republik)
Dieser letzte Punkt ist durch folgende amüsante Episode illustriert: Im 2005 verwehte der
Wind auf einem Grundstück in Cork in einem Bondfire verbrannte GPB Banknoten.
Die Seriennummern der Banknoten liessen auf ihren Ursprung in einem 26 Mio GBP Banküberfall in Belfast schliessen, und in der nachfolgenden Hausdurchsuchung wurden IRA-Waffen gefunden
(https://www.theguardian.com/uk/2005/feb/20/northernireland.northernireland)
Haben die Iren Atomwaffen? GB hätte kleine Probleme damit
Was wollen die Engländer noch in Nordirland? Raus mit ihnen!
Die Unabhängigkeitsbewegung - bzw. eine neue Splittergruppe der IRA - hat ja schon lange versucht, an Panzerfäuste und flexible hochmoderne Waffen zu gelangen.
Nun ist es ein leichtes, Odessa ist Drehkreuz des Waffenhandels geworden. Die Entscheidung ist schwieriger geworden: Soll man sich für eine Panzerfaust aus England, Schweden, den USA oder Deutschland oder Frankreich oder eine Luftabwehrrakte aus Spanien entscheiden? Der Süsswarenladen hat geöffnet. Bedient euch!
Die EU hat keine Zollkontrollen einseitig verlangt, diese wurden im Austrittsabkommen festgelegt, das Johnson höchstselbst unterschrieb und das britische Parlament ratifizierte.
Die nordirische Wirtschaft profitiert von ihrem Zwitterstatus, weil sie direkten Zugang zum Binnenmarkt hat, den die Tories dem Rest des UK aus ideologischen Gründen verwehrten.
Eine Vereinigung mit der Republik Irland würde diesen Zustand aber beenden.
Wer mit der Brieftasche abstimmt, wird also gegen diese stimmen
Das Tragische ist, dass es weitestgehend unbekannt ist, dass es sich beim innenirischen Konflikt um einen jahrzehntelangen “Proxy-War” zwischen England und den USA handelte. Letztere, ganz uneigennützig, haben die IRA während Jahrzehnten unterstützt, zumal es ja auch einige US-Präsidenten mit irischer Abstammung gab und gibt (!). Irland ist sowohl strategisch (Shannon) wie wirtschaftlich für die USA sehr wichtig, mit EU Headquarters von Facebook, Google, Twitter, sowie zahllosen Pharmakonzernen
Die von Ihnen genannten Firmen sitzen alle in der Republik Irland, nicht in Nordirland.
Dass es so viele irischstämmige Amerikaner gibt, die die IRA unterstützen, liegt am Gebaren der englischen Kolonialmacht. Selbst während der Grossen Hungersnot war Irland noch Getreideexporteur.
What goes around, comes around.