Wer auf den Krieg in der Ukraine durch eine ökonomische Brille schaut, dem sträuben sich die Nackenhaare.

Drei Zahlen sollte man sich merken: Die erste stammt vom ukrainischen Finanzministerium und ist noch die kleinste: 5 Milliarden US-Dollar braucht das Ministerium im Monat vom Internationalen Währungsfonds, um die Staatsmaschinerie notdürftig am Laufen zu halten. Also Renten zu bezahlen, Beamte zu entlohnen, den Verkehr aufrechtzuerhalten.

Die zweite Zahl stammt von der Kyiv School of Economics: Die Wissenschaftler dort haben ein Projekt mit dem Namen «Russland wird zahlen» gestartet, in dem sie die Kosten der öffentlich dokumentierten Kriegszerstörungen addieren.

Die Gesamtrechnung liegt diese Woche bei 88 Milliarden Dollar. So viel waren die Gebäude, die Infrastruktur und die Gebiete wert, die bereits verloren sind.

Die dritte Zahl würde in einer Bilanz eher auf der Habenseite stehen: 31 Milliarden Dollar. So viel ist das Vermögen der Oligarchen wert, das die EU in ihren Mitgliedsländern mittlerweile eingefroren hat.

Die Zahlen laden natürlich zu allerhand Spielereien ein: So könnte also allein vom eingefrorenen Vermögen der Oligarchen die Ukraine sechs Monate finanziert werden.

Oder: Die Ukraine kann rund 58 Monate Krieg führen, um den IWF das Gleiche zu kosten wie Griechenland in der Schuldenkrise. Die Griechen erhielten umgerechnet rund 290 Milliarden Dollar an Hilfe für den Staatshaushalt.

Oder: Die materiellen Schäden sind immer noch niedriger als jene 100 Milliarden Euro, die Deutschland in neue Ausrüstung für die Bundeswehr investiert, die im Ernstfall solche Schäden anrichtet.

Doch alle Spielereien verdecken nicht die Tatsache: Dieser Krieg ist ein Krieg der Vernichtung. Von Menschen. Und Vermögen.