In sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Linkedin gibt ein Wort das andere – schnell, hart und direkt.

Wer sich als Unternehmen daran beteiligt, muss aufpassen. Leicht wird etwas missverstanden. Eine Intervention kann sich postwendend gegen ihren Urheber wenden.

Diese Lektion musste gerade die Schweizer Raiffeisen lernen, ein zumindest im nationalen Kontext systemrelevantes Geldhaus, sozusagen eine Grossbank.

Auf Linkedin wurde die österreichische Raiffeisen, die nichts mit der gleichnamigen Schweizer Bank zu tun hat, von Ukraine-Unterstützern angepflaumt: Auf einer Fotomontage prangt das Logo der österreichischen Raiffeisen auf einem russischen Kampfjet – blutrot steht daneben: «Stoppt die Finanzierung von Putins Krieg.»

Eine richtige Breitenwirkung entwickelte sich daraus allerdings nicht.

Bis sich die St. Galler Grossbank, obwohl selber nicht im Geringsten angesprochen, bemüssigt sah, Stellung zu nehmen – kurz, hart und direkt: Man teile zwar mit den Österreichern den Namen, die Schweizer Raiffeisen-Gruppe sei allerdings eine unabhängige Bankengruppe ohne Beziehungen zur österreichischen Raiffeisen Bank International.

Was wohl als moralische Selbstbeweihräucherung gedacht war, geriet zum kommunikativen Drahtseilakt. Sofort hagelte es Kritik von Ukraine-Befürwortern: Wo bleibe denn die offizielle Distanzierung der Schweizer Raiffeisen von Putins Angriffskrieg? Und überhaupt, was unternehme die Schweizer Bank konkret in Sachen Russland/Ukraine? Sicher habe man doch auch so seine Möglichkeiten?

Dem sich anbahnenden Gewitter wich die Raiffeisen aus – ihr Linkedin-Eintrag ist mittlerweile gelöscht.

Die 3 Top-Kommentare zu "«Wir sind die Lieben und Guten!» – die Grossbank Raiffeisen erkundet im Ukraine-Krieg die Untiefen der Online-Kommunikation. Eine moralische Selbstbeweihräucherung, die zum Drahtseilakt verkam"
  • Roli

    Ich habe gestern mit einem Bekannten gesprochen. Unter anderem auch über den „Krieg“ in der Ukraine. Vom Beruf und der Intelligenz her, er ist Lehrer, sollte man denken dass er sich über die Hintergründe umfassend informiert hat. Auf meine Frage ob er denn auch mal bei rt oder sputnik reingeschaut hätte antwortete er mir: „was glaubst du denn ich schaue mir doch keine Russische Propaganda-Nachrichten an. Ich muss sagen, das war für mich wohl die wichtigste Erkenntnis der letzten Jahre!

  • Seibenwischer

    Die Raiffeisen- Schweiz verdoppelt jede Spende bis zu einer Million, für die Ukraine. Ist es zu wenig Aktionismus? Wie viel sollte sie die Spenden vervielfachen, um moralisch auf der guten Seite zu sein? Was macht die Urkraine mit dem Geld der Guten? Waffen kaufen um Menschen zu morden? Vornehmlich junge Menschen? Wobei alles mit einer neutralen Haltung beendet werden könnte? Eine neutrale Haltung gegenübet den Machtblöcken. Acht Jahre haben Gutmenschen im Donbass gemordet! Super CH MSM!

  • Louise Ziemssen

    Solch dilettantisches Handeln ist das Resultat unfähiger PR Schreiber! Es gibt heute Dutzende verschiedene Ausbildungsgänge zum Kommunikationsberater oder Journalisten. Der Fokus liegt auf gendergerechten Sprache und Quotenfrauen bei der Stellenbesetzung. Fast niemand mehr beherrscht die deutsche Sprache und somit eine wirkungsvolle Kommunikation. Strategische Kommunikation ist mehr als Gender*Sternchen oder Transen-Klos. Wenn die Sprache verkommt, verkommt auch das Denken.