Verstorbene Österreicher können die Radieschen von unten wachsen sehen. Auf Gräbern des evangelischen Wiener Friedhofs Matzleinsdorf dürfen Hobbygärtner Gräber mit Gemüse statt mit Blumen bewachsen lassen. «Man muss nicht erst sterben, um ins Paradies zu gelangen, solange man einen Garten hat.» (Goethe) Tomaten, Erdbeeren, Kräuter – erlaubt ist auf den Begräbnisstätten alles, was nicht tief wurzelt.
Zwischen dem Gemüse und dem Sarg muss mindestens ein Meter Erdreich liegen. Mit den Gemüsebeeten soll der Friedhof ökologischer gemacht werden. Verwalter Walter Pois sagte im deutschen Fernsehen: «Wir sind von der Erde gekommen und kehren zur Erde zurück. Der Geist und die Seele steigen auf, das was übrig bleibt, geht in die Erde über, und somit ist der Kreislauf geschlossen.» Er betont, man stelle bei den Nahrungmitteln keinen ungewohnten Geschmack fest, weder bei den Tomaten noch bei anderen Gemüsesorten.
Zum Pflanzen empfohlen wird vom Friedhofsgärtner Gemüse, das der Verstorbene besonders gerne mochte. Manche finden die Gartengräber pietätlos, bei anderen kommt die Idee gut an. «Ich würde das Gemüse essen, Hauptsache, es ist Bio», sagte eine junge Frau bei einer Strassenumfrage dazu.
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Wieso nicht, es gibt schlimmeres, die toten stört das bestimmt nicht
Gemüse pflanzen würde ich schon. Aber essen könnten es andere. Würde mich leicht ekeln, denn diese Erde besteht ja vermutlich aus Komponenten von verwesten Toten oder zumindest von Bestandteilen davon. Auch die Würmer, die in der Erde ihr Dasein fristen, haben sicherlich auch schon einen Ausflug in den Sarg gemacht und sich an den Toten erlabt. Aber schöne lebendige Gemüsepflanzen wie auf dem Bild sind sicher attraktiver fürs Auge wie die trostlosen Grabblumen.
Da die Gräber bei uns ohne Pietät nach 20 Jahren abgeräumt werden, reichts für meine Grossmutter nicht.
Warum auch nicht? So werden die Gräber möglicherweise besser gepflegt und öfter besucht ....
Auf meiner Asche wird dereinst nichts wachsen 😊
Pietät ist ein unmodernes Wort. Es setzt Respekt voraus, ist sehr traditionell. Traditionen beruhen oft auch auf Erfahrungen, die manchmal nicht mehr, aber mitunter auch n o c h zeitgemäß sind. Leichentoxine entstehen beim Fäulnisprozess nach dem Tode. Gibt vielleicht eine „würzige“ Komponente beim Verzehr des Grabgemüses. Mein Vater will nicht, daß ich auf ihm Gemüse züchte. Meine Mutter stimmt ihm zu. Ich will es auch nicht. Den Gemüseanbauern wünschen wir: Bon Appétit !
Pietät sollte aber auch immer etwas mit der Person des Verstorbenen zu tun haben. Wenn der Verstorbene sein Grab gern bepflanzt haben möchte, dann ist es pietätlos, das Grab nicht zu bepflanzen. Im übrigen ist Pietät auch eine kulturell völlig unterschiedlich bewertete Sache - es gibt Leute, welche sich nach ihrem Tod gerne vergraben, verbrennen oder gar essen lassen. Einige wünschen Ruhe oder im Gegenteil, Festivitäten auf ihrem Grab. Einige modern im Zinksarg, andere begrüssen den Wurm.
Ich sehe, Sie sind ein Experte in Sachen Pietät. Vielleicht könnte man aus Ihrem Grab eine Gendertoilette machen. Die Pietät wäre ja schon vorhanden und garantiert FÖRDERMITTEL und eine s t a r k e Presse ! Ganz mein Humor..
Nein, das könnte man nicht, denn ich wünsche nach meinem Ableben keine Grabstätte. Ihre unflätige Idee können Sie also für den Eigengebrauch zurückhalten, falls es wenigstens mit dem Ideenzurückhalten noch klappt.
✌️
Wir haben auf dieser Welt wichtige Probleme zu lösen. Wie heisst es immer. lasst die Toten, Toten sein.
Da koennte man sich genauso umgekehrt fragen, ob man seine Grossmutter im Schrebergarten beerdigen kann. Ausserdem war zwischen der Hochhauswohnanlage und meiner Schule ein grosser Park mit Schuttberg, auf dem man im Winter Rodeln und Skifahren konnte. Es gab nebenan eine Gaertnerei mit Glashaeusern. Die war aber privat bewirtschaftet. Suppe konnte man sich dort aber nicht abholen, wenn man nach der Schule obdachlos wurde. Dazu musste man weiter noerdlich in den Kindergarten am Petuelring gehen.
Als mein Bruder starb liessen seine Söhne für das Grab eine wunderschöne Schale mit Kräutern richten; weil er so gerne kochte. Ich fand das eine sehr gute Idee. Eine Schale ist aber etwas anderes als direkt ins Grab. Ich glaube, das wäre bei uns eh verboten. Ich möchte was mit Steinen und auf keinen Fall Broccoli, wenn schon Blumenkohl.
Ich finde es ekelhaft, Gemüse zu essen, das auf einem Boden wächst , der aus vermoderten menschlichen Leichen besteht!
Österreich bleibt Österreich!!!
Die besten Ideen und deren Verfechter kamen schon immer aus Österreich 🤮
Den Jack Unterweger zu feiern und umjubeln war auch eine super Idee der Österreicher. 😃
zb in aller seriositaet : die asche ins wc und..... spuelen . damit endet man oekolofgisch am besten, im schwarzen meer, verduennt und entwertet,
Das ist doch mal ein pragmatischer Umgang mit dem Tod. Ich würde sogar noch die Einschränkung mit der Tiefe sein lassen. Die Knochen, erst recht die Asche der Kremierten, sind m.E. sehr konzentrierte Phosphatdünger. Das ist doch ein schönes Bild, wenn Grosi auch nach tem Tod seine Enkel ernährt.