Natürlich braucht jede Organisation heute eine gute PR, um in der täglichen Informationsflut überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Aber wenn sich eine Sterbehilfeorganisation damit brüstet, im vergangenen Jahr 15 Prozent mehr Menschen in den Suizid begleitet zu haben, hört sich dies etwas schräg, wenn nicht geschmacklos an.

Sind wir bereits dermassen abgebrüht, dass wir den Freitod unzähliger Menschen gleich abfeiern wie steigende Verkaufszahlen eines neuen Waschmittels? In unseren heutigen Gesellschaften gibt es ohne Zweifel ein Bedürfnis für einen Service, wie in Exit anbietet.

Aber man sollte dabei nie vergessen, dass es hier nicht um Waschpulver, sondern um die grossen Fragen von Leben und Tod geht – zum Beispiel, was ein würdevolles Sterben oder was ein unerträgliches Leid ist.

Ein bisschen Zurückhaltung, mehr Fingerspitzengefühl wären hier angebracht – zumal die Exit-Toten auch in einem scharfen Kontrast zu den Corona-Toten stehen, die man allesamt in der Öffentlichkeit als grosse Tragödie betrauerte, egal, ob die Betroffenen zuvor schon sterbenskrank waren.

Die 3 Top-Kommentare zu "Zahl der Sterbehilfe-Patienten angestiegen – «Exit» feiert den grossen Erfolg. Mehr Fingerspitzengefühl wäre angebracht"
  • fmj

    Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl sind ohne Zweifel angebracht bei dieser Tätigkeit. Andererseits, wenn es um Organtransplantationen geht, sieht man grosszügig über die Tatsache hinweg, dass der Körper des Spenders bei der Entnahme noch nicht tot ist. Der Hirntod ist eine willkürliche Wahl, das Lebensende festzusetzen. Dieses Verhalten scheint mir gravierender zu sein, als jenes im Artikel genannte.

  • Lienhart Zürich

    Sorry aber ich darf über mein Leben selber bestimmen, da muss ich nicht den Blick oder sonst jemanden fragen. Ich habe eine Tätowierung auf meine Herzseite mit NO CPR. Ich trage auch eine Verfügung auf mir das ich keine Reanimation wünsch von Zeugen beglaubigt mit deren Telefon Nummer. Also ich will nie in einem Alters oder Pflegeheim landen. Das ist mein Recht. AMEN

  • heisele

    Ich bin froh, dass es EXIT gibt. Ich halte diesen Artikel von Herr Mooser für überflüssig. Die Information von EXIT ist mE sachlich im Gegensatz zu Ihrem Geschreibe. Ich bin EXIT-Mitglied seit ich 2008 nach einer verunglückten Darmoperation im Spital war und während 5 Tagen nicht klar war ob ich es Überleben würde. Auch meine Frau hat sich nach all den Spitalerfahrungen die ich zwischen 2008 bis 2012 hatte, zur Mitgliedschaft bei EXIT entschieden. Ist eine Option, ein Versicherung, beruhigend.