Abpfiff bevor der Ball rollt. Eine Mehrheit des Zürcher Gemeinderats stellt sich hinter einen Vorstoss der Alternativen Liste (AL) und verbietet Public-Viewing-Anlässe während der am kommenden Sonntag in Katar beginnenden Fussball-WM.

Damit springt die politische Linke auf den Zug der Empörten und Bestürzten auf, die das Turnier im autokratischen Emirat scharf verurteilen.

Der Ansatz ist nicht komplett daneben: Schliesslich ist Katar weder gesellschaftlich noch völkerrechtlich oder sportlich der richtige Austragungsort.

Und trotzdem ist die Intervention der Zürcher Regierung von Scheinheiligkeit umweht – und markiert reichlich durchschaubare Symbolpolitik. Die Zustände am Persischen Golf lassen sich kaum verbessern, wenn man Zürcher Gastronomen das Geschäft verbietet.

Kommt dazu, dass das Interesse an Public-Viewing-Veranstaltungen eh schon sehr klein ist. In Zürich hat nur ein Organisator eine Bewilligung beantragt. Aber den trifft der politische Fallrückzieher umso härter.

Gemäss der Neuen Zürcher Zeitung hatten Emmanuel Charles und Hasan Sünbül aus Wettingen auf dem Gustav-Gull-Platz bei der Europaallee im Kreis 4 einen Anlass mit Zelt, Grossleinwand und Street-Food geplant. Nun wird dieser ersatzlos gestrichen.

Die beiden Initianten beklagen sich, wie das Sicherheitsdepartement unter Karin Rykart (Grüne) mit ihnen umgegangen sei. Die Planung laufe seit Monaten. Man sei stets in Kontakt mit den Behörden gestanden, konkret mit dem Büro für Veranstaltungen, das zum Sicherheitsdepartement gehört.

Dass der Anlass womöglich gar nicht bewilligt werden könnte, sei nie ein Thema gewesen – aber nun kommt das Verbot: vier Tage vor Kick-off.

Es ist das, was die linken Parlamentarier über die WM in Katar sagen: inakzeptabel und menschenverachtend.