Die Schweizer Industrie hat eine Art Selbsthilfeorganisation zum Energiesparen. Was brachte das der Firma Bystronic?

In der Schweiz unterstützt die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) seit 2001 Firmen beim Energiesparen. Es ist eine Organisation fast wie ein Klub, der den freiwillig teilnehmenden Unternehmen ein Coaching bietet. Fabian Furrer, Managing Director bei der Blechbearbeitjungsfirma Bystronic Laser AG in Niederönz, erklärt, wie die Zusammenarbeit funktioniert und was sie bringt.

Weltwoche: Seit wann ist Bystronic Laser Partner der Energie-Agentur der Wirtschaft?

Fabian Furrer: Wir nahmen im Mai 2016 die Zusammenarbeit mit der EnAW auf. Die Umsetzung des kantonalen Energie-Grossverbrauchermodells für Firmen führte zur Kontaktaufnahme. Konkret geht es um die Reduktion des CO2-Ausstosses und um die Steigerung der Energieeffizienz. Wir mussten einen entsprechenden Partner finden, der uns beraten und Massnahmen aufzeigen konnte, die im Alltag sinnvoll und dauerhaft umgesetzt werden können.

Weltwoche: Mit welchen Erwartungen starteten Sie die Zusammenarbeit?

Furrer: Das erste Ziel war die Erfüllung der kantonalen Grossverbraucher-Vorgaben. Dann strebten wir aber auch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Massnahmen an, um unseren Energieverbrauch bei Bystronic Laser langfristig und dauerhaft zu senken.

Weltwoche: Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Furrer: Wir stehen in regelmässigem Kontakt mit der EnAW und werden in Bezug auf die Realisierbarkeit und Sinnhaftigkeit unserer angedachten nachhaltigen Lösungen unterstützt. Der Fokus liegt dabei klar auf der Senkung der Energiekosten. Die EnAW kennt die Regularien der Kantons- und Bundesbehörden bestens, was für uns eine grosse Hilfe darstellt.

Weltwoche: Welche ersten Massnahmen ergriffen Sie aufgrund der Beratung?

Furrer: Da gibt es einige, die gleich zu Beginn umgesetzt wurden. Etwa die grossflächige Umrüstung der Beleuchtung von Fluoreszenz- auf LED-Licht, eine neue, energieeffiziente Drucklufterzeugung mit Wärmerückgewinnungsmodul oder die Komplettsanierung unserer Produktionshalle 1.

Weltwoche: Wie schnell sahen Sie Resultate?

Furrer: Das ist nicht so einfach zu beantworten. Es ist ein permanenter und anhaltender Prozess. Bystronic ist produktebedingt ein Grossenergieverbraucher, deshalb ist es eher schwierig, etwas isoliert zu quantifizieren.

Weltwoche: Wie viel Energie liess sich durch diese Massnahmen sparen?

Furrer: Auch dies ist nicht so einfach zu sagen. Aber ich kann ein konkretes Beispiel geben: Das Erdgeschoss unserer Montagehalle 3, die eine Produktionsfläche von 8440 Quadratmetern umfasst, hatte vor der Umrüstung auf eine LED-Beleuchtung eine Lichtanschlussleistung von gut zwanzig Kilowatt. Heute sind es nach der Umrüstung noch 6,2 Kilowatt, was einer Reduktion des Stromverbrauchs von 68 Prozent entspricht.

Weltwoche: Wie funktioniert das Monitoring durch die EnAW?

Furrer: Bystronic schickt die verlangten Daten elektronisch dem EnAW-Berater, der sie verifiziert, anschliessend vor Ort auditiert und schliesslich in unserem Firmennamen ins nationale System einpflegt.

Weltwoche: Haben Sie später weitere Energiesparmassnahmen ergriffen?

Furrer: Wir haben viele neue Projekte umgesetzt! Unser jüngstes Beispiel: Auf dem Dach der Produktionshalle 1 wurde eine Fotovoltaikanlage mit einer maximalen Leistung von 550 Kilowatt-Peak installiert, die seit Februar 2022 rund 12 Prozent unseres jährlichen Gesamtstromverbrauchs deckt.

Weltwoche: Wie viel Energie und Energie lassen sich damit sparen?

Furrer: Allein mit dieser Massnahme sind das rund 600 000 Kilowattstunden pro Jahr. Damit sparen wir bei Bystronic jährlich rund 150 000 Franken, wenn man den Preis von 25 Rappen pro Kilowattstunde einsetzt.

Weltwoche: Ergaben sich durch die Zusammenarbeit mit EnAW weitere Vorteile?

Furrer: Ja. Durch die Unterstützung der EnAW konnten wir zum Beispiel Fördergelder für Energiesparmassnahmen geltend machen.