Elektroautos sind eine wunderbare Sache, das habe ich hier schon verschiedentlich erklärt. Sie sind praktisch, ein eindrucksvolles Zeichen menschlicher Innovationsfähigkeit, und sie reduzieren die individuelle Mobilität auf eine entspannte Art auf ihre wesentlichen Grundlagen. Wahr ist aber auch, dass Elektroautos dadurch auch nicht sehr emotional sind. Ein Mercedes EQS oder ein BMW iX sind Wunder der Technik, Symbole der kühlen Perfektion.

Vielleicht bin ich schon zu alt und zu weiss oder zu rückwärtsgewandt, aber ein Hochleistungs-Benzinmotor weckt bei mir die stärkeren Gefühle als die eindrucksvoll lautlos davonziehende Elektrolimousine. In den vergangenen zwei Wochen setzte ich mich in einen dunkelblauen BMW M3, drückte den roten Knopf und musste bei jedem röhrenden Motorstart daran denken, wie der Hersteller aus Bayern seinen Kunden vor langer Zeit schon «Freude am Fahren» versprochen hatte.

Die Power-Limousine mit 509 PS und einem Allradsystem, welches sich bei Bedarf auch zum reinen Heckantrieb umkonfigurieren lässt, löst dieses Versprechen in jeder Lage ein. Freude am Fahren bereiten – jedenfalls in meiner kleinen Autowelt – nicht nur die schnellen Kurven einer Pass- oder Landstrasse. Dazwischen gibt es ja die vielleicht hundert Kilometer Überführungsstrecke auf einer Autobahn. Die Stärke des neuen M3, der erstmals mit Allradsystem angeboten wird, ist seine Vielfältigkeit.

In den schnellen Kurven ist die ziemlich schwere Limousine mit 1901 Kilogramm Leergewicht wunderbar wendig, präzise und flink. Seit einiger Zeit lassen sich viele Parameter in M-Fahrzeugen detailliert regeln: Bremsen, Fahrwerk, Motor, Lenkung und – je nach Situation – auch die Freizügigkeit des DSC-Stabilisierungssystems. Man kann sich seinen sehr persönlichen M3 auf Knopfdruck einstellen. Im besten Fall sorgt das für viel Vergnügen, Adrenalin und eine mit Benzin betriebene Freude am Leben.

Und in den Momenten dazwischen, auf der Autobahn oder sonst irgendwo, wenn man nur einfach von A nach B kommen möchte, wird der M3 auf angenehme Art zum technisch gut ausgestatteten Reisefahrzeug, in dem das erhitzte Gemüt wieder zur Ruhe findet. Dabei verbraucht das effiziente Triebwerk weniger als 8 Liter Super auf 100 Kilometer und ist eine kompakte Limousine mit Platz für vier Personen, aber dem Potenzial, jederzeit mehr bieten zu können als blosse Vernunftfahrerei.

 

BMW M3 Competition xDrive

Motor/Antrieb: Biturbo-Benziner, M-Allradantrieb, Achtgang-Steptronic-Getriebe; Hubraum: 2993 ccm; Leistung: 510 PS (375 kW); max. Drehmoment: 650 Nm bei 2750–5500 U/min; Beschleunigung (0–100 km/h): 3,5 sec; Höchstgeschwindigkeit: 250 (optional 290) km/h; Verbrauch (WLTP): 10,1 l / 100 km; Preis: Fr. 123 900.–, Testauto: Fr. 151 700.–