Von allen Grünen, die ich kenne, ist mir Kermit, der Frosch aus der Sesamstrasse, der bei weitem sympathischste: Er ist verbindlich und umsichtig, er spuckt keine grossen Töne und hat keinen Dreitagebart. Tatsächlich hat er überhaupt keinen Bart und macht überhaupt keine Anstalten, sich einen wachsen zu lassen.

Er bringt unseren Kindern keinen Unsinn bei, sondern das Alphabet und die Zahlen. Darüber hinaus ist er ehrlich. Als er einmal Elton John zu Gast in seiner Show hatte und der «Bennie and the Jets» loshämmerte, einen Song, vor dem jeder auf die Knie gehen sollte, schon weil er auf der ohnehin besten Pop-Platte der siebziger Jahre stand, nämlich «Goodbye Yellow Brick Road», zeigte sich Kermit überhaupt nicht beeindruckt. Er fand den Song nicht gut. Ich schon. Das zeigt, dass ich durchaus kritische Distanz zu Kermit halte.

Völlig distanzlos dagegen ist Miss Piggy. Sie himmelt ihn an. Sie ist oberflächlich, kleidet sich schrill, hält sich für eine Fashion-Icon, eine Influencerin, sie ist aufdringlich und benimmt sich ständig daneben. Auf die Grünen übertragen, wäre das Claudia Roth. Man könnte sie eine dumme Kuh nennen, wenn sie kein rosa Schweinchen wäre. Sie nennt alle, die nicht ihrer Meinung sind, Faschisten, das ist offenbar juristisch legitim.

Verblüffend ähnlich

Kermit fährt in der Gruppe der wahlberechtigten Drei- bis Sechsjährigen regelmässig Traumergebnisse um die 100 Prozent ein, was an die unseligen Diktaturen des Ostens erinnert, aber Kermit stammt aus dem Westen, genauer dem Südwesten der Vereinigten Staaten, noch genauer aus den Sümpfen dort, wo er sich aus einer Kaulquappe entwickelt und den ganz harten Weg nach oben geschafft hat, hinein in die Welt des Showbiz, die selbstverständlich der Welt der Politik verblüffend ähnelt: mit Anpassungsfähigkeit, Diplomatie und anhaltendem Quak, Quaaak.

Kermit, der wegen seiner unfassbaren Beliebtheit bald die «Muppet Show» ins Leben rief und eine bunte Truppe um sich versammelte, Big Bird zum Beispiel, gelb und zwei Meter gross, und das Krümelmonster, fluffig blau oder braun, je nach Stimmung und Versorgungslage punkto Kekse, die es bedenkenlos in sich hineinstopft, sowie die unselige, rampensüchtige Miss Piggy und weitere unverantwortliche Knuddeltiere, etwa Elmo, den mein Sohn schon als Einjähriger adoptiert hatte und versuchte, ihn mit seinen Händchen und Beinchen gleichzeitig im Bettchen in den noch zahnlosen Mund zu schieben.

Buntes Kesseltreiben

Apropos zahnlos: Selbstverständlich hatte Kermit keine Zähne, was den aufdringlichen Trottel Grobi nicht daran hinderte, als Vertreter mit seinem Musterkoffer an Zahnbürsten ihm auf die Nerven zu gehen. Kermit brüllte schliesslich: «Frösche ham keine Zähne», und Grobi blieb unbeirrt nach dem Klassiker «Nobody’s Perfect», worauf sich ein Handgemenge unterhalb der Bildschirmkante ergab und der grüne Frosch tatsächlich mit zwei makellos strahlenden, hollywoodreifen Zahnreihen wieder auftauchte.

Merke: Es gibt keinen natürlichen Mangel, der nicht gefunden und behoben, und kein Bedürfnis, das nicht geweckt und befriedigt werden könnte, womit wir wieder beim Wahlprogramm des Grünen wären.

Beobachtet wird das bunte Kesseltreiben in der Show von zwei Alten mit den Namen Waldorf und Statler, die politisch unkorrektes Zeug brabbeln wie: «Alle reden von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.»

«Ja, wenn das nicht bald losgeht, kündige ich!»

Oder auch Missmutiges: «Ich bewundere deine Gelassenheit.»

«Das ist Desinteresse.»

Oder schlicht Beleidigendes, etwa nach einer Show mit Petula Clark: «Also Frosch, wir haben die Show durchgestanden», sagt Statler.

Waldorf: «Ja, kannst die Logentür wieder aufschliessen.»

Statler (Brabbelnd): «Genau.»

Womit wir noch einmal auf Elton John zurückkommen müssen, denn Kermit, das alte Show-Ross beziehungsweise der grüne Show-Frosch, verteidigt seine Gäste im Prinzip gegen Kritiker, in dieser Elton-Folge gegen Sam, den Adler:

Sam: «Äh, Kermit, wegen dieses Elton John da . . . Ich habe wahrlich schon einige ziemlich sonderbare Gäste in dieser Show erlebt. Aber dieser Elton John da grenzt geradezu ans Revolutionäre.»

Kermit: «Sam, wenn ich dich aufklären darf: Elton John ist ein sehr berühmter Musiker.»

Sam: «Ach, nein?! Warum verkleidet er sich dann wie ein gestohlenes Auto?»

Kermit: «Sam, Musiker haben sich immer schon ein wenig extravagant gekleidet.»

Sam: «Mozart aber nicht!»

Kermit: «Mozart trug hohe Absätze, Seidenstrümpfe und Perücken.»

Sam: «Halte bitte deinen kleinen grünen Mund!»

Natürlich steht Sam mit seinem Wunsch nicht alleine, denn was die Grünen angeht, reissen sie ihr gar nicht kleines Maul regelmässig riesengross auf.

Und sie können noch nicht mal singen oder tanzen, aber sie geben sich als Rächer der Witwen und Enterbten wie Robin Hood, weshalb das Schlusswort Waldorf und Statler gehört. Statler: «Also, ich hab ja schon viele Versionen von Robin Hood gesehen. Aber an die hier kommt keine ran.»

Waldorf: «Wie denn das?»

Statler: «Die anderen waren alle gut.»