Wer schon mal im «Gstaad Palace» logierte, vergisst es so schnell nicht wieder. Obwohl es eines der berühmtesten Hotels weit und breit ist, hat es sich eine Intimität bewahrt, die andere grosse Luxushäuser kaum bieten. Beim Betreten des «Palace» umhüllt einen sofort eine wärmende Eleganz – und man spricht noch immer die Diplomatensprache Französisch! Wie schon damals, am 8. Dezember 1913, als das Hotel kurz vor dem Ersten Weltkrieg aufmachte. Seit 1947 ist es im Besitz der Familie Scherz und damit eines der letzten familiengeführten Fünf-Sterne-Hotels. Heute verfügt es über neunzig Zimmer und Suiten.

Michael Jackson wollte es kaufen

Die gastgeberischen Qualitäten, die zauberhaft-verträumte Lage im Berner Oberland, aber eben auch die einzigartige Nähe zum Waadtländer Gletscher Les Diablerets und zum Genfersee haben auf die internationale Prominenz seit je eine magnetische Wirkung. Der Glamour-Seismograf des «Palace» zeichnet regelmässig Beben mittleren bis grösseren Ausmasses auf. In den sechziger Jahren gab Marlene Dietrich hier Konzerte, und die Stars von Louis Armstrong bis Liz Taylor trafen sich im Hotel gerne zu Galadiners. Michael Jackson habe einmal sogar vergeblich versucht, das Haus zu kaufen.

Polanskis «The Palace» in Cannes?

So weit ging Roman Polanski nicht. Aber er mietete es elf Wochen lang. Die Regielegende, die mit Gstaad seit Jahrzehnten mal mehr, mal weniger freiwillig verbunden ist – 2009 und 2010 war er in seinem Chalet bekanntlich ein paar Monate unter elektronisch überwachtem Hausarrest –, drehte diesen Sommer ihr neustes Werk in den majestätischen Räumen des Hotels. Polanski verlieh dem Film mit John Cleese und Mickey Rourke sogar den Titel «The Palace». Der Schweizer Co-Produzent Jean-Louis Porchet sagt, es sei eine bitterböse Gesellschaftssatire geworden. Die fiktive Geschichte spielt sich im «Palace» während der Silvesternacht des Jahrtausendwechsels von 1999 ab. Sie wird wahrscheinlich nicht vor dem Frühling auf der Leinwand zu sehen sein, Porchet spricht von einer möglichen Premiere im Mai am Filmfestival von Cannes.