Zugegeben, der Witz ist etwas geschmacklos, aber ganz so schlecht ist er nicht: Warum ist Golf bei den Paralympics keine zugelassene Disziplin? Man kann die Teilnehmer ja nicht gut fragen, was für ein Handicap sie haben.

Das Handicap ist eine Spezialität, die es ausser bei Golf nur im Pferdesport gibt. Ein schlechterer Gaul muss in einem Pferderennen deutlich weniger Gewicht tragen als ein besserer Gaul. So hat auch der Minderbegabte eine Chance.

Auf dem Golfplatz ist es genauso. Ein schlechter Spieler darf auf einer Runde deutlich mehr Schläge brauchen als ein guter Spieler. So hat auch der Minderbegabte eine Chance.

Das schlechtere Pferd hat ein schlechteres Handicap. Der schlechtere Golfer hat ein schlechteres Handicap. Dadurch haben beide eine bessere Chance auf den Sieg.

Es ist klar, warum bei Pferderennen und bei Golfpartien dieses Handicap erfunden wurde, das die schlechteren Teilnehmer den besseren Teilnehmern gleichstellt. Sonst könnte man nicht wetten und nicht um Geld spielen. Wenn immer der bessere Gaul und immer der bessere Golfspieler gewinnen, dann ist das sterbenslangweilig.

Fair um eine Flasche Whisky spielen

Erfunden wurde das Handicap von den wettfreudigen Briten. Ein guter Golfer im Dorf wie der Pfarrer, der viel Zeit hatte, wollte auch gegen einen schlechteren Golfer im Dorf spielen, der weniger Zeit hatte, etwa gegen den Schuhmacher. Der Pfarrer hatte vielleicht Handicap 6, der Schuhmacher hatte vielleicht Handicap 18. Wenn sie eine Runde um eine Flasche Whisky oder um ein Pfund Sterling spielten, musste Chancengleichheit herrschen. Also gab der Pfarrer dem Schuhmacher zwölf Schläge vor.

Wenn aber dann immer der Schuhmacher gewann, dann verkleinerte man sein Handicap so lange, bis wieder der Pfarrer gewann. Und so weiter.

Darum geht es beim Handicap. Es geht darum, dass zwei unterschiedliche Spieler fair um eine Flasche Whisky spielen können oder um eine Handvoll Geld.

Das Handicap war historisch eine rein pragmatische Problemlösung für einen Wetteinsatz.

Heute ist das Handicap nicht mehr eine Problemlösung für einen Wetteinsatz, sondern eine Prestigefrage. Das Handicap ist eine Art Visitenkarte des Ehrgeizes geworden. Die Manie des sogenannten Herunterspielens ist bei Einsteigern noch verständlich, bei erfahrenen Spielern dann aber eher wundersam. Sie verbringen Stunden auf der Driving Range und auf dem Putting Green, weil sie von Handicap 15,2 auf Handicap 14,0 runterkommen wollen.

Je tiefer das Handicap, so denken manche, umso höher sei ihr Sozialstatus im Klubhaus. Das ist natürlich Unsinn. Die Höhe des Sozialstatus im Klub ermisst sich an der Höhe der Rechnungen, die man an der Bar und im Restaurant aus eigener Tasche begleicht.

Um die Überbewertung des Handicaps etwas zu entschärfen, lohnt auch ein Blick in die Statistik. Das ideale Handicap für einen Hobbygolfer ist im Grunde Handicap 18. Dann darf man an jedem Loch einen Schlag mehr brauchen, als es die Platzvorgabe für die Profis festlegt. Handicap 18 und tiefer aber haben nur ein Fünftel aller Golfer. Man gehört damit schon zur Elite. Wer also bei Handicap 18 angekommen ist, kann das Trainingsgelände grossräumig umfahren.

Wenn man schon seine Zeit verschwenden will, dann verschwendet man seine Zeit besser an der gutsortierten Bar des Klubhauses.