Ist es lustig, mit einem Komiker Golf zu spielen? Nein. Zumindest nicht mit mir.

Ich erkläre es Ihnen.

Da ich vorwiegend abends humorvoll sein muss, habe ich tagsüber Zeit, Golf zu spielen. Komme ich zum ersten Abschlag, kann es ab und zu vorkommen, dass die neuen Flight-Partner mich erkennen und sagen: «Oh, das wird bestimmt eine lustige Runde.»

Leider nein. Golf ist für mich bitterer Ernst, und dafür gibt es viele Gründe. Es fällt mir zum Beispiel um Welten leichter, vor tausend Leuten auf einer Bühne zu stehen, als bei einem Turnier an Loch eins abzuschlagen. Da bin ich um einiges nervöser, das kann ich Ihnen sagen.

Aber ich muss noch weiter ausholen. Es beginnt ja schon damit, dass ich den Golfschläger falsch halte. Als Linkshänder spiele ich rechts, weil ich damals auf der ersten Driving Range in Domat/Ems so begonnen habe. Zu Beginn ohne Golflehrer, was sich im Nachhinein als krasser Fehler herausgestellt hat. Dass ich rechts spiele, kommt daher, dass ich den Eishockeystock auch so halte. Wegen der Drehung des Körpers wäre die richtige Seite aber die Wurfseite, bei mir also links, doch das habe ich erst sehr viel später erfahren. Und so schlage ich Golfbälle steif wie ein Scheitstock. Es ist erstaunlich, dass sich mein Körper Falsches viel besser merken kann als Richtiges. Das ist auch der Grund dafür, dass ich nie versucht habe, den Schwung umzustellen.

So werde ich auf dem Golfplatz denn auch öfter gefragt, ob ich Hockey gespielt hätte. Ja, tatsächlich, doch ich stand im Tor. Und das Ziel des Goalies ist es, dass keiner reingeht. Zumindest dies kann ich auf dem Golfplatz bestens umsetzen.

Natürlich kostet Golf etwas mehr als Pétanque auf dem Kanzleiareal, doch auf dem Platz gibt es keine Klassen.

Ich bewege mich trotz meiner rund 25-jährigen Spielpraxis seit Jahren bei einem Handicap von knapp über zwanzig. Aber dank dem Handicap kann eben der Schwächste mit dem Stärksten spielen. Golf ist eine der sozialistischsten Sportarten, die es gibt. Und auf der sozialistischen Seite ist es mit dem Humor wie mit einem bissigen Labrador: Es gibt ihn zwar, doch eher selten. Natürlich kostet Golf etwas mehr als Pétanque auf dem Zürcher Kanzleiareal, doch auf dem Platz selber gibt es keine Klassen, aber durchaus einen Kampf. Den Kampf mit sich selbst.

Golf ist auch der einzige Sport, bei dem man schon vor dem Spiel seinen Mitspielern seine körperlichen Beschwerden vorjammert. Kein Messi auf dieser Welt würde vor einem Fussballspiel zu seinem Gegner gehen und klagen: «Einfach, dass du es weisst: Heute spiele ich imfall nicht gut, ich habe da ein Zwicken im Rücken.» Das gibt’s nur beim Golf.

Und Golf ist auch der einzige Sport, bei dem man begeistert sein muss, wenn der Gegner gut spielt. In keiner anderen Sportart zeigt man (gespielte) Freude, wenn der andere schöne Schläge macht, während man sich über das eigene Spiel ärgert. Warum eigentlich? Warum sollte ich mich freuen, wenn einer schon mit dem zweiten Schlag auf dem Green ist? Es fällt mir leichter, mich zu freuen, wenn der andere auch schlechte Schläge macht, so wie ich.

Mich interessiert auch nicht, was die anderen für ein Handicap haben. «Hast du gehört, der Tschüge hat auf elf runtergespielt!» Wow! Warum soll ich mich für ihn freuen? Soll er doch. Und wenn ich nur schon weiss, wer «Tschüge» ist, ist das bereits eine grosse Leistung, denn mit zunehmendem Alter wird es immer schwieriger, mir Namen zu merken. So bin ich auf dem Platz die meiste Zeit damit beschäftigt, unauffällig um die Bags meiner Mitspieler rumzuschleichen, in der Hoffnung, irgendwo auf einem Klubanhänger den Namen zu lesen, weil ich ihn längst wieder vergessen habe. Ich möchte ja beim Handschlag am letzten Loch dem Walti nicht «Werni» sagen.

Sie sehen, ich bin auf der Runde mit allem anderen beschäftigt als mit dem Lustig-Sein.

Darum ist Golf nicht lustig – aber trotz allem wahnsinnig schön. Ich freue mich auf die neue Saison. Und wer weiss, vielleicht erzählt dann jemand einer anderen Person: «Der Zucco hat zum ersten Mal sein Handicap auf unter zwanzig runtergespielt.» Und dann erwarte ich, dass die anderen sich wahnsinnig freuen!

Und zum Schluss noch ein Sprichwort für die neue Saison von meinem guten Golfkollegen Andi: «Lieber im Rough als im Büro.» Ich wünsche Ihnen ein schönes Spiel.

Claudio Zuccolini ist einer der bekanntsten Schweizer Comedians. Im September startet sein neues Programm «Der Aufreger».