Man kann den Italienern ein gewisses Talent zum feininszenierten Drama nicht absprechen, auch wenn das natürlich eine ungebührliche Verallgemeinerung darstellt. Aber allein schon der Besuch einer Oper von Giuseppe Verdi oder auch nur einer von Italienern mit Herzblut betriebenen Pizzeria in Zürich sind gute Belege für die Eingangsthese, wie ich finde.

Aufgestellt habe ich sie nach einer anregenden Testfahrt mit dem neuen Alfa Romeo durch das Zürcher Oberland. Mit der Modell-Variante «Estrema» bringt der Turiner Hersteller ein wenig mehr Drama in seine Angebotspalette und erweitert die Baureihen Giulia und Stelvio um ein Sondermodell, das sich optisch und fahrtechnisch abheben soll.

Mein Testwagen, ganz in dramatischem Schwarz gehalten, dazu mit Elementen aus Kohlefaser – etwa bei den Aussenspiegel-Gehäusen oder dem charakteristischen «V» im Kühlergrill – versehen, ist schon optisch ein Statement. Schwarze Bremssättel und Leichtmetallfelgen im 19-Zoll-Format in dunklen Farben unterstreichen den Drang zu einem besonderen Auftritt.

Im Inneren des Wagens setzt sich diese Stilrichtung mit dem ganzen italienischen Gespür für Gestaltung wunderbar fort. Kohlefaserelemente als Dekoreinlagen, Akzente aus der wildlederähnlichen Alcantara-Faser sowie kontrastierende rote Ziernähte vervollständigen das Gesamtbild einer Limousine, die in ihrem Segment immer schon eine Sonderstellung eingenommen hat. Nun aber ist die Giulia Estrema endgültig etwas ganz Besonderes. Und natürlich wurde auch an die Freunde der italienischen Oper gedacht: Ein Audiosystem von Harman Kardon mit vierzehn Lautsprechern sorgt bei Bedarf für eine eindrucksvolle Klangbühne.

Dazu sind die Estrema-Modelle mit einem selbstsperrenden mechanischen Differenzial an der Hinterachse ausgestattet, was den Grip etwa beim Herausbeschleunigen aus Kurven verbessert; aber meine Giulia ist kein Auto für die Rennstrecke wie das Modell Quadrifoglio, sondern steht vielmehr für eine Art ideale Balance aus optisch überzeugendem Auftritt und sanft dynamisierten Fahreigenschaften.

Mit dem 210 PS starken Dieselmotor ausgestattet, zieht die Giulia mit eleganter Vehemenz durch die Kurven den Bachtel hinauf, das Auto wirkt dank einer aktiven Federung und der elektronischen Chassis-Kontrolle jederzeit souverän und gut ausbalanciert, was nur unterstreicht, dass die Mittelklasse-Limousine von Alfa Romeo immer schon ein ausgezeichnetes Fahrzeug gewesen ist. Als «Estrema» bekommt die Giulia dazu ein besonderes Mass an italienischem Charakter dazu.

Alfa Romeo Giulia Estrema 2.2 Diesel Q4

Motor/Antrieb: 4-Zylinder-Turbodiesel, 8-Gang-Getriebe,Allradantrieb; Hubraum: 2,2 Liter; Leistung: 210 PS/154 kW; max. Verbrauch (WLTP): 5,7–5,3 l / 100 km; Beschleunigung (0–100 km/h): 5,2 Sek.; Preis: noch nicht bekannt