Autos ins Museum oder in seine private (Garagen-)Sammlung zu stellen, ist längst zur attraktiven alternativen Anlagestrategie geworden. Wer 1972 zufällig einen Porsche 911 Carrera RS 2.7 für rund 34 000 Mark gekauft und seither sorgsam gepflegt hat, besitzt heute ein wertvolles Schmuckstück: Die Preise für gepflegte Occasionen bewegen sich um 500 000 Euro, das ist eine Dagobert-Duck-artige Wertsteigerung.

Ich bin kein besonders versierter Autohistoriker, aber wie kürzlich in der Fernsehsendung «Grip» zu sehen war, fährt der Carrera RS 2.7 in der Rennversion auch heute noch ziemlich eindrücklich. Dafür sorgen das Leichtbaukonzept, mit dem bloss 1100 Kilogramm Fahrzeuggewicht erreicht werden, und ein luftgekühlter Sechszylindermotor mit immerhin 210 PS und Heckantrieb.

Ein halbes Jahrhundert später stehe ich vor dem brandneuen Porsche 911 Sport Classic, die der Sportwagenbauer für seine sogenannte Heritage-Design-Strategie gebaut hat. Zitate der sechziger und siebziger Jahre stellen die Verbindung zur Geschichte der Marke her. Der Sport Classic ist das zweite von vier geplanten Sammlerstücken und wird in einer Kleinserie von bloss 1250 Stück gebaut. Der sportliche Anschaffungspreis beträgt 338 900 Franken, wobei darin nicht nur eine ordentliche Marge, sondern auch die enormen Kosten für die Homologation der Kleinserie abgebildet sind.

Nun könnte man natürlich darüber nachdenken, warum ein Autohersteller, bei dem Dynamik, Rennsport und Fahrtwind Teil der eigenen Geschichte sind, einen Sportwagen baut, der kaum bewegt werden wird, sondern in den allermeisten Fällen direkt als Anlageobjekt für spätere Generationen in einer Sammlung parkiert wird. Denn eigentlich ist der 911 Sport Classic ein ebenso schönes wie schön zu fahrendes Auto, eine wiederbelebte Legende der Landstrasse.

Für ein paar Tage war ich – mit der gebotenen Vorsicht, die ein Sammlerstück verlangt – im Elfer unterwegs, der mit Zierstreifen, grossen Startnummern auf den Türen und natürlich dem legendären Entenbürzel am Heck schon auf den ersten Blick Exklusivität ausstrahlt. Sitze mit Leder und Stoff bezogen, Pepitamuster, Holzintarsien und goldfarbene Schriftzüge unterstreichen diesen Eindruck im Innern des Autos.

Auf der Basis des 911 Turbo haben die Porsche-Ingenieure ein wunderbares Sportfahrzeug mit einem besonderen Antriebskonzept entwickelt: Der 3,7 Liter grosse Sechszylinder-Biturbo-Boxermotor überträgt 550 PS Leistung über die Hinterräder auf die Strasse, geschaltet werden die sieben Gänge von Hand. Das macht den Sport Classic zum derzeit stärksten handgeschalteten Elfer und erhöht den Reiz, das Auto nicht nur anzuschauen, sondern tatsächlich zu fahren.

Porsche 911 Sport Classic

Motor/Antrieb: Sechszylinder-Biturbo-Boxermotor; manuelles 7-Gang-Getriebe, Heckantrieb; Hubraum: 3745 ccm; Systemleistung: 550 PS / 405 kW; max. Drehmoment: 600 Nm / 2000–6000 U/min; Verbrauch (WLTP): 12,6 l / 100 km; Beschleunigung (0–100 km/h): 4,1 sec; Höchstgeschwindigkeit: 315 km/h; Preis: Fr. 338 900.–; Testfahrzeug: 339 860.–