Sie enttäuschen mich! Ich hielt Sie für einen ideen- und erfolgreichen Firmengründer, dem alles gelingt. Die schon fast zur Sage gewordene und in den Medien weitverbreitete Story vom jungen «Thömu» Binggeli, der aus einer kleinen Veloreparatur in Oberried BE einen beachtlichen Player in der Produktion und im Verkauf moderner Fahrräder gemacht hat, beeindruckt mich – immer noch.

Und jetzt das! Zusammen mit zwei Partnern haben Sie der Post das unrentable Bike-Sharing-Unternehmen Publibike abgekauft. Ich sagte mir: Klar, Postbeamte schaffen das nicht, für so etwas braucht es echte Unternehmer. Thömu ist genau der Richtige. Jetzt lese ich, dass Sie die hohle Hand machen und für die Weiterführung von Publibike öffentliche Fördergelder verlangen. Es brauche Zeit, eine solche Velovermietung in einer Stadt zu etablieren, die Erfahrung habe gezeigt, dass so etwas ohne Fördergelder nicht möglich sei.

Nun, ich verstehe, dass Sie den Braten gerochen und sich gesagt haben: Warum das Geld nicht aufheben, wenn’s auf der Strasse liegt? Sie und Ihre Partner wissen ganz genau, dass die diversen rot-grünen Stadtbehörden Ihrem Wunsch gerne nachkommen werden. Denn wenn’s ums Velo geht, wird zurzeit mit dem grossen Löffel angerichtet und auf Teufel komm raus investiert. Aber gerade das sollte seine Grenzen haben. Meines Erachtens reicht es, dass die Gemeinden Millionen in neue Velopisten buttern und damit Ihren künftigen Kunden den Weg bereiten für sichereres und fröhliches Velofahren.

Sie sind wahrscheinlich der Einzige, der dieses Publibike auf die richtige Spur bringen und zur rentablen Sache machen könnte, ganz ohne Fördergelder. Darum sollten Sie es tun. Und: Melken Sie doch die Velomieter, nicht den Staat. Der Spass soll ja nicht gratis sein, Mietvelofahrer gehören eh zu den einkommensstarken urbanen Schichten. Also, Thömu, ab die Post, zeigen Sie, was Sie können.

Mit freundlichen Grüssen

Peter Rothenbühler