Die frühere Bundesrätin Ruth Metzler (CVP/Mitte) gibt sich siegesbewusst und glaubt an ihre sichere Wahl zur neuen Präsidentin von Swiss Olympic. Damit wäre sie erneut eine Bewerberin, die aus der Sparte Politik kommt. Am 22. November kämpft sie vor dem Sportparlament um rund 500 Stimmen von 83 Mitgliedsverbänden, wobei die grössten von ihnen – wie Fussball, Turnen und Leichtathletik – 16 Stimmen abgeben können.

Was die Sportpolitik betrifft, ist Ruth Metzlers Erfolg überschaubar. Sie war zwischen 2005 und 2008 Präsidentin der Schweizer Sporthilfe und brachte es in dieser kurzen Amtszeit fertig, den ohnehin auf tiefem Niveau dümpelnden Betriebsertrag um eine halbe Million Franken zu reduzieren. Zwar wurde die Athletenförderung in dieser Zeit um 400.000 Franken angehoben, gleichzeitig aber die Verbandsförderung um eine volle Million verringert. Eine Erfolgsbilanz und ein effizientes Netzwerk sehen anders aus.

Seit 2004 ist Ruth Metzler vor allem als fleissige Ämtli-Sammlerin aufgefallen, wobei sie nicht immer ein glückliches Händchen hatte. 2017 schied sie aus dem Beirat der Quantum-Gruppe aus, nachdem diese wegen Geschäften in Angola auf den «Paradiese Papers» aufgelistet war. Sehr lukrativ sind das Verwaltungsratspräsidium bei der Aussenwirtschaftsförderung Switzerland Global Enterprise (früher Osec) sowie das Vizepräsidium von Axa Winterthur.

Hier wird die Sache denn auch ziemlich filzig: In Sportkreisen wird beobachtet, dass es aus dem Unternehmen Axa als einem der wichtigsten Sponsoren der Frauenfussball-Europameisterschaften in der Schweiz und Hauptsponsor der Frauenliga des Schweizerischen Fussballverbandes mehr als nur sanften Druck zugunsten von Ruth Metzler gibt.

Dort Platz genommen hat auch die Waadtländerin Christelle Luisier (FDP), für eine Regierungspräsidentin eine eher ungewöhnliche Funktion. Es ist immerhin anzunehmen, dass sie ihre Bezahlung als nebenamtliche Fussball-Funktionärin dem Kanton Waadt zurückerstattet.

Ruth Metzlers Ehemann Stephan Zimmermann hat es bei der UBS bis zum Generaldirektor gebracht. Diese Bank wiederum ist Hauptpartner des Schweizerischen Fussballverbands. Im letzten Jahr hat die UBS das riesige finanzielle Engagement der CS zugunsten des Fussballs vollumfänglich übernommen. Müssen wir uns wundern, dass sich dieser Verband für die Wahl von Ruth Metzler ausspricht?

Eine regelrechte Kampagne für Ruth Metzler als «erste Frau an der Spitze des Schweizer Sports» und damit gegen den ausgewiesenen Sportmanager Markus Wolf führt der Verlag Ringier, vor allem in der Schweizer Illustrierten. Mit Hochglanzbildchen und Ehemann präsentiert sich Metzler als «Brückenbauerin», etwa in der «Nacht des Ostschweizer Fussballs».

Im Hintergrund zieht die Frauen-Lobby-Organisation Sporti(f) die Fäden für Kandidatin Metzler – und dies mit einem illustren «Matronatskomitee»: Sportministerin Viola Amherd (Mitte-Partei), Ruth Metzler (Mitte-Partei) sowie Sandra Felix (Mitte-Partei), die neue Chefin des Bundesamts für Sport im Departement Amherd. Die Bundesrätin will, dass ab Anfang 2025 jeder nationale Sportverband in seinen Führungsgremien eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent aufweist – was etwa bei den Schwingern eher schwierig wird. Falls sie das nicht schaffen, droht Amherd ihnen mit dem Verlust von staatlichen Fördergeldern.

Wenig überraschend empfiehlt die weibliche Lobby-Gruppe Sporti(f) Ruth Metzler zur Wahl ins Präsidium von Swiss Olympic. Getreu ihrem Motto: «Wir denken nicht in Disziplinen und Regionen, wir vernetzen Frauen schweizweit und sportartenübergreifend». Im Vorstand von Sporti(f) sitzt als einziger Mann Sandro Singer, Leiter Sponsoring-Projekt Frauenfussball der Axa Schweiz, wo bekanntlich wiederum Ruth Metzler als Vizepräsidentin amtet.

Auch dank diesem Axa-Fussball-Frauen-Filz könnte sich Ruth Metzler am 22. November als Präsidentin von Swiss Olympic durchsetzen. Bei der geheimen Wahl könnten allerdings manche angesichts solch korruptionsähnlicher Beziehungsdelikte sich doch noch für Sportkompetenz entscheiden.