Die deutsche Presse verwendet antisemitische Codes. Das behauptet Markus Lanz zwar nicht, aber er ordnet, und das tut auch der Verfassungsschutz, den Begriff «Hochfinanz» als solchen ein. Macht man sich kundig, taucht er aber in zig Artikeln von etwa FAZ, Focus, Spiegel und dem Manager Magazin auf. In der Welt erschien im Juni 2019 ein Text mit dem Titel «Angriff auf die deutsche Hochfinanz».

Welt-Journalist Robin Alexander, der also im Glashaus sitzt, warf trotzdem mit Steinen auf Robert Lambrou – beide waren am Donnerstagabend bei Lanz zu Gast. Der hessische AfD-Landesvorsitzende hatte das Wort «Hochfinanz» zwar nicht verwendet, aber dessen – nicht anwesender – Parteikollege Andreas Lichert. Da Kontaktschuld en vogue ist, kam es deshalb zu einer absurden Talk-Inquisition.

Noch mal: Medien verwenden einen Begriff ganz selbstverständlich, während AfD-Politiker dafür massiv gegeisselt werden. Überhaupt hatte Lanz wieder hochgerüstet und sich mit Alexander den richtigen Mann für ein Duo infernale an seine Seite geholt. So prasselte es aus zwei Richtungen auf Lambrou ein.

Dabei wurden ihm zig Aussagen vorgeworfen, die er überhaupt nicht zu verantworten hatte. Björn Höcke hätte dies gesagt, Maximilian Krah jenes – das könne man wohl nicht so stehen lassen. «Sie haben hochproblematische Personen in Ihren Reihen», rügte Lanz. Mehrmals verwies Lambrou darauf, die Betreffenden selbst zu befragen, doch der Moderator hatte sich da längst festgebissen wie ein Rottweiler.

Das verbale Desaster nahm seinen Demokratie-unwürdigen Verlauf. Der ZDF-Mann bekräftigte seine Dialogunwilligkeit durch permanentes Unterbrechen und impertinentes Missverstehen. Alexander tat es ihm gleich, redete gerne dazwischen und brüstete sich, das sei seine journalistische Pflicht.

Gebührenfinanzierte Sendeminuten wurden so sinnlos verschleudert; tiefer gehende Fragen wie beispielsweise zu Energie- und Migrationspolitik blieben aus. Letztlich entstand der Eindruck, man wolle Lambrou dazu bewegen, aus seiner eigenen Partei auszutreten.

Wohlgemerkt fuhr die AfD eben erst in Bayern und Hessen einen enormen Wahlerfolg ein und ist laut Umfragen mit 23 Prozent aktuell zweitstärkste politische Kraft. Dass das Bashing trotzdem anhält, liegt auch daran, dass Lanz und Co. sich nicht überwinden können, der AfD mit Respekt zu begegnen. Dabei schulden sie das auch deren Wählern.

Lambrou übrigens liess sich nicht aus der Ruhe bringen. Aber auch das wurde ihm angekreidet, wie er selbst auf X verkündete. Der Focus habe festgestellt, er habe bei Lanz mit «betont gemässigter Rhetorik» gereizt:

«Ich verhalte mich also zu anständig für einen AfD-Politiker? Das ist nun wirklich mal ein ganz neuer Vorwurf.»