Omikron, die neue Variante des Coronavirus, verbreitet sich rasend schnell – und sie wird Delta früher verdrängen als gedacht. «Es sieht nicht gut aus», sagte der Berner Epidemiologe Christian Althaus am Donnerstagabend bei «Gredig direkt».

Doch das Gegenteil ist der Fall: Omikron ist ein Hoffnungsträger im Kampf gegen die Epidemie.

Das Virus führt zu einer Verdrängung der viel gefährlicheren Delta-Variante. Das ist das Beste, das uns passieren kann. Denn Omikron sei möglicherweise milder als frühere Stämme, sagte Anthony Fauci, Chefberater von US-Präsident Biden, bereits vor einigen Tagen.

Inzwischen ist er  mit seiner Einschätzung nicht allein. Publizierte Daten und Studien bestätigen seine Vermutung, dass der Verlauf nach einer Ansteckung relativ mild ist.

In Südafrika, wo derzeit weltweit am meisten Menschen mit dem neuen Virus infiziert sind, meldet das Bezirksspital in Pretoria, Omikron-Patienten würden bloss schwache Symptome aufweisen.

Seit die neue Mutation am 23. November erstmals eine neue Covid-Welle ausgelöst hat, dominiert es jetzt die Zahl der Fälle mit 75 Prozent. Wäre es wirklich gefährlich, müsste eine Zunahme der Toten zu beobachten sein.

Doch die Zahl der Toten ist gesunken. 9 von 10 Patienten brauchen zudem keine Sauerstofftherapie. Was den Leiter von Netcare, der grössten privaten Krankenhauskette Südafrikas, zusätzlich optimistisch stimmt. Wenn sich dieser Trend fortsetze, könne die vierte Welle «auf der Ebene der Primär-Versorgung angemessen behandelt werden,» sagt er.

Die Regionaldirektion Afrika der WHO meint deshalb in ihrem Bericht vom 9. Dezember  ebenfalls, «dass Omikron weniger schwere Erkrankungen (als Delta) verursachen kann.»

Empirische Daten aus den USA stimmen ebenfalls optimistisch. Die meisten der 43 Covid-19-Fälle, die in den USA durch die Omikron-Variante verursacht wurden, betrafen zwar Personen, die vollständig geimpft waren, und ein Drittel von ihnen hatte eine Auffrischungs-Dosis erhalten. Aber von allen Omikron-Fällen musste nur ein einziger Patient hospitalisiert werden.

Noch wichtiger: Bisher hat Omikron in jenen Staaten keine Todesopfer gefordert, teilten am Freitag die Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention mit.

Ähnliches schrieb am selben Tag auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten. Niemand sei als Resultat einer Ansteckung mit Omikron gestorben, so die Agentur der EU.

Zwar weisen alle Experten darauf hin, dass es für ein belastbares Resultat über die Folgen von Omikron noch zu früh sei, und warnen, dass der Impfschutz derzeit ungenügend ist. Und doch: Die weltweite Panik, die das Virus ausgelöst hat, obwohl es noch kein einziges Menschenopfer gefordert hat, wirkt schon etwas übertrieben.