Die 10-Millionen-Schweiz rückt näher – und damit Dichtestress und Stossverkehr in allen Lebensbereichen. Auch auf den Strassen. Nun kommt das Bundesamt für Strassen (Astra) mit einem bemerkenswerten Vorschlag dafür, das Staurisiko zu senken. Es will zu Stosszeiten, also zwischen 6 und 9 Uhr und 16 und 19 Uhr, auf stark befahrenen Autobahnen Tempo 80 einführen.

Astra-Direktor Jürg Röthlisberger kündigt gegenüber dem Tages-Anzeiger noch mehr an: «In ein paar Jahren werden wir nicht umhinkommen, in den Spitzenzeiten flächendeckend Tempo 80 zu verordnen.» Nebst den Stosszeiten könnte das Tempolimit auch zu besonderen Anlässen eingeführt werden – etwa beim Ferienverkehr oder bei Konzerten und Sportanlässen.

Irritiert über die Pläne des Bundes reagieren vor allem bürgerliche Kreise – darunter SVP-Nationalrat und Verkehrsunternehmer Benjamin Giezendanner. Er glaubt nicht, dass der Verkehr effizienter wird, wenn Autos auf Autobahnen systematisch langsamer fahren müssen: «Die Leute werden einfach auf die Hauptstrassen ausweichen, und der Stau wird sich punktuell weiterverlagern.»

Das Astra hingegen bezieht sich auf Tests in den letzten Jahren und argumentiert, dass das langsamere Tempo Stau verhindern könne und zu einer möglichst effizienten Nutzung der Autobahn führen solle.

Der kommune Autofahrer staunt und fragt sich: Wie soll eine Temporeduktion zu weniger Stau führen, wenn die Zahl der Autos gleich bleibt – oder gar wächst? Ist hier vor allem der Wunsch Vater des Gedankens? Es wäre aber nicht der erste verkehrspolitische Entscheid in diesem Land, dem jegliche Logik fehlt.