Die Klima-Apokalypse lässt weiter auf sich warten, noch tagt wöchentlich der Bundesrat. Und an seiner Sitzung vom 6. Dezember ist die Schweizer Landesregierung zu einem bemerkenswerten Schluss gekommen: Er sieht die durch die Klimaerwärmung verursachte Gletscherschmelze «als mögliches Potenzial für die schweizerische Wasserkraftproduktion».

Aufgrund des Gletschersterbens werden Flächen frei gelegt, wo neue Speicherkraftwerke gebaut werden könnten. Allein bis 2050 könnte eine zusätzliche Jahresproduktion von rund 1470 Gigawattstunden (GWh) dazu gebaut werden. Zum Vergleich: Das Speicherkraftwerk Grand Dixence produziert jährlich 2000 GWh.

Das Potenzial, das ein Bericht des Bundes aufzeigt, ist vor allem während des Winters riesig. Bei der saisonal steigenden Nachfrage braucht es verlässliche Stromproduktion auf Knopfdruck. Der Bundesrat rechnet dank der Gletscherschmelze mit einer «steuerbaren Winterproduktion» von rund 2430 GWh. «Nach 2050 werden weitere, für die Wasserkraftnutzung geeignete Gebiete eisfrei.» Ungemein gute Nachrichten. Zu gut, um wahr zu werden?

Denn der Ausbau der Wasserkraft wird heute schon von Nichtregierungsorganisationen (NGO) blockiert. Die Stiftung Landschaftsschutz stellt sich gegen den Bau der Gornerli-Staumauer bei Zermatt – obwohl der Eingriff in die Natur dort sehr klein, der Nutzen aber sehr gross wäre. Kommt dazu, dass sich die Stimmbevölkerung im Rahmen der Abstimmung über das Stromgesetz (Mantelerlass) klar für das Gornerli-Projekt ausgesprochen hatte.

Kurt Fluri, der Präsident der Stiftung Landschaftsschutz, hat schon früher gezeigt, was er von Volksentscheiden hält. Als FDP-Nationalrat war er einer der Hauptverantwortlichen bei der parlamentarischen Nicht-Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative. Die Problem-Themen rund um die Zuwanderung sind bis heute ungelöst. Und beim Winterstrom: Wie viel geschmolzenes Gletschereis muss die Berge herunterfliessen, bis die Landschaftsschützer um Fluri zur Einsicht gelangen?