Die in Echtzeit übertragenen Videos vom Mordanschlag auf Donald Trump am Samstag waren mehr als explizit. Offensichtlich wurde auf den Kandidaten geschossen, offensichtlich war er am Kopf verletzt. Und wer Augen im Kopf hat, musste annehmen, dass auch weitere Personen auf der Tribüne getroffen wurden. Tatsächlich wurden zwei weitere Anwesende schwer verletzt, ein dritter tödlich.

Der öffentliche deutsche Rundfunk mochte da nicht so genau hinsehen. «Medien berichten über Knallgeräusche», fabulierte die ARD, «es ist unklar, ob Trump verletzt wurde». Die Schlagzeile beim ZDF: «Trump nach Knall in Sicherheit gebracht».

Auch der halbamtliche Schweizer Rundfunk SRF hatte seine liebe Mühe mit dem Offensichtlichen. Dort war mehrfach von einem «Attentatsversuch» oder von einem «Angriff» die Rede. Erst nach Stunden durften die Schweizer erfahren, so nebenbei, dass ein 50-jähriger Feuerwehrmann beim «Versuch» getötet wurde.

Mehr Sorgen als der Mordanschlag bereitete den Lehrmeistern der Nation offensichtlich dessen Folgen für die Wahl. So doziert USA-Korrespondent Pascal Weber: «Trump wird das politisch für sich nutzen.» Und weiter. «Trump inszeniert sich gerne als Opfer, nun ist er genau das – ein Opfer.»

Ins gleiche Horn stiess auch Stephan Bierling, ein dem Publikum bislang leider unbekannter angeblicher Experte auf SRF: «Trump kann sich als Opfer darstellen».

Und noch etwas Geschichtsunterricht: «Blick zurück: Attentate verhelfen zum Heldenstatus. Julius Cäsar, Kennedy und Reagan: Anschläge tragen zur Legendenbildung bei, wie ein Historiker sagt.»

«Das versuchte Attentat auf #Trump ist schockierend», twitterte der unvermeidliche Arthur Honegger (SRF-«10 vor 10»), «die Instant-Verschwörungstheorien sind es auch: Erst muss jetzt ermittelt werden.»

Was genau ermittelt werden soll, verrät uns TV-Fabulator Honegger leider nicht.