Die Verzweiflung muss gross sein bei der SP Schweiz, der FDP-nahen NZZ am Sonntag und beim Nachrichtendienst des Bundes (NDB) unter der Mitte-Bundesrätin Viola Amherd.

Nachdem die Weltwoche unlängst publik gemacht hat, wie unsere professionelle Spionageabwehr hinter einem Pro-Neutralitäts-Artikel der kleinen Zeitschrift Zeit-Fragen russische Propaganda vermutete, zog gestern das Sonntagsmedium von der Falkenstrasse mit einer weiteren, ihr zugespielten NDB-Fiche nach.

Demnach wittert unser Geheimdienst wegen der Verbreitung eines Filmchens eine Beeinflussung des Putin-Regimes auf die Wahlen ins eidgenössische Parlament. Das Kurzvideo zeigt einen dunkelhäutigen Mann, der im aargauischen Baden auf den Boden uriniert. Nicht die Tatsache dieser misslungenen Assimilierung eines Migranten scheint jedoch ein Skandal, sondern die Tatsache, dass die unappetitliche Szene breit gestreut wird.

Nun wäre der Alarmismus unserer Schlapphüte ja noch nachvollziehbar, wenn sie nachweisen könnten, dass es sich um eine plumpe oder gar raffinierte Fälschung Russlands handle. Doch die Echtheit des Videos aus der Stadt Baden wird vom Nachrichtendienst nicht einmal angezweifelt.

Verbreitet wird indessen das Märchen, Russland greife aktiv in den schweizerischen Wahlkampf vom 22. Oktober ein. Weil jenes Land ja derzeit keine anderen Sorgen plagen. Und die SP betet die Verschwörungstheorie aus den Dunkelkammern unserer Spione begeistert nach und behauptet, Wladimir Putin versuche, zugunsten der SVP in die Wahlen einzugreifen. Damit die Sozis am Wahlabend eine faule Ausrede haben.

Derselbe fichierende Geheimdienst, den die Linken in den achtziger und neunziger Jahren noch mit allen Mitteln bekämpft haben, ist für sie heute plötzlich Quelle lauterer Wahrheit und Kronzeuge für abstruse Polit-Konstruktionen. Die SP ruft nach rigoroser parlamentarischer Kontrolle. Zu Recht. Aber diese muss gegenüber einem Geheimdienst durchgesetzt werden, der gegen Gesetz und Verfassung Innenpolitik macht und direktdemokratische Prozesse zu beeinflussen versucht.

Wer unseren Nachrichtendienst noch ernst nimmt, ist selber schuld. Er tappte vollkommen im Nebel vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Er hatte im Vorfeld keine Ahnung davon, was sich jetzt im Nahen Osten abspielt. Aber unsere Geheimdienstler wissen ganz genau, welcher ausländische Staat die Schweizer Wahlen beeinflusst.

Unser NDB macht schamlos auf CIA, welcher bekanntlich vor der Trump-Wahl dem amerikanischen Volk genauso vorlog, die Russen hätten die Präsidentschaftswahlen manipuliert.