Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Auf Seite 11 der Neuen Zürcher Zeitung platziert die linke Kampagnen-Agentur Campax ein Inserat. Dieses zeigt eine FDP-Wahlurne, aus der ein schwarzer SVP-Teufel entspringt.

Wahrscheinlich war die Redaktion so angetan von den Violett-Rosa-Farben, mit denen die FDP den diesjährigen Wahlkampf bestreitet, dass sie den zugehörigen Text gar nicht las. Oder dann gefiel die Darstellung der SVP als Leibhaftiger mit zwei Hörnern an der Falkenstrasse so gut, dass sie den Abdruck bewilligte.

Dummerweise steht im Inserat unter dem Titel «Abgrenzen statt anbiedern», wo FDP draufstehe, sei SVP drin: «Aufgrund der Listenverbindungen ist Ihre Stimme für den Freisinn eine für die SVP.»

Es ist in der langen Geschichte der NZZ wohl einmalig, dass sie in einem Inserat ausdrücklich zur Nichtwahl der FDP aufruft. Zumal dort alle politischen Inserate von der Redaktion abgesegnet werden müssen.

Dass das Campax-Inserat diese Kontrolle passierte, ist umso erstaunlicher, als die NZZ eben erst ein ganzseitiges Inserat der Weltwoche abgelehnt hat. Es ging dabei um den Abdruck eines Editorials von Chefredaktor Roger Köppel, der sich kritisch mit den massiven Angriffen auf die katholische Kirche auseinandersetzte. Von einem Angriff auf die FDP fand sich in diesem Artikel keine Spur.