Die Universität Leipzig will als «weltoffene Hochschule» Menschen kultureller, geographischer, religiöser und sozialer Herkunft zusammenführen. Sie werde «weiter offen, faktenbasiert und vorurteilsfrei diskutieren und forschen», rühmt sich die Hochschule, denn «diese Werte sind für uns essenziell».

Doch so richtig frei forschen hat in Leipzig halt doch seine Grenzen, wie sich zeigt. So hat die Hochschule, die am 2. Dezember am Dies academicus ihren 615. Geburtstag feiern durfte, einen Vortrag des israelischen Historikers Benny Morris zum Thema «The 1948 War and Jihad» abgesagt.

Das Institut für Praktische Theologie gab an, es sei von «verschiedenen Seiten» zum Canceln des Vortrags gedrängt worden, der im Rahmen einer Vortragsreihe über Antisemitismus geplant war. Es sei mit «in der Art und Weise beängstigenden» studentischen Protesten gedroht worden, wenn der Gast aus Beer Sheva ein Podium in Leipzig erhalten hätte. Es habe «Sicherheitsbedenken» gegeben. Und die, kann man folgern, wiegen offensichtlich mehr als akademische Freiheiten.

«Leider» habe Morris zuletzt aber in Interviews und Diskussionen Ansichten geäussert, die «teilweise als verletzend und sogar rassistisch» verstanden werden können.

Doch selbst wenn das zutreffen sollte: Weshalb werden – auch in Leipzig – Dozenten eingeladen, die der in Deutschland «als extremistischer Verdachtsfall» eingestuften BDS-Bewegung nahestehen, die weltweit gegen Israel gerichtete Bewegung, die zu «Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen» Israels aufruft. Das fragen, wohl bemerkt, die Veranstalter des abgesagten Vortrags.

Sie lassen aber unbeantwortet, weshalb sie sich vom Mob eine Einschränkung der freien Lehre gefallen lassen.