Am Freitag erhoben sich die versammelten Abgeordneten, Bundesminister, Ministerpräsidenten und Bundesverfassungsrichter im Bundestag, um die Nationalhymne anzustimmen. Nur Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) blieb stumm und bewegte lediglich seine Lippen.

Die Gedenkstunde erinnerte an den DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953, bei dem rund eine Million Bürger in der DDR gegen die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse protestierten. Als Auslöser des Volksaufstands galt die von der SED-Führung verordnete Erhöhung der Arbeitszeit bei gleichbleibenden Löhnen.

In über 700 Städten, Ortschaften und Betrieben kam es zu Protestaktionen. Die SED-Machthaber wurden mit der Situation überfordert, und die Sowjetunion griff gewaltsam ein. Der Volksaufstand wurde mit äusserster Brutalität niedergeschlagen, wobei 50 Menschen ums Leben kamen und über 15.000 verhaftet wurden.

Habeck rechtfertigte sein Stummbleiben damit, dass die Gedenkstunde für ihn ein Moment der inneren Einkehr und Stille gewesen sei. Er bezeichnete sie als ergreifend.