SRF-Experte Benjamin Huggel nimmt kein Blatt vor den Mund: «Das war eine fürchterliche zweite Halbzeit. So kann es nicht weitergehen.»

Der Basler spricht vom 3:3 der Schweizer Nati gegen Belarus, die Nummer 105 des Fifa-Rankings. Zwar wendete die Schweizer Mannschaft mit zwei späten Toren die Niederlage ab. Dennoch muss sich Trainer Murat Yakin grundsätzliche Fragen stellen. Zum dritten Mal nacheinander (gegen Rumänien, Kosovo und nun Belarus) gerät die Schweiz nach einer Führung aus dem Tritt und sieht sich plötzlich in Rücklage. Wenn sie Mitte November innerhalb von sechs Tagen in Israel, gegen Kosovo und in Rumänien antretitt, müssen wieder Siege her.

Offenbar stecken die Schweizer (und auch ihr Trainer) aber in einer verzerrten Selbstwarnehmung fest – sonst hätte man sich nach der Verschiebung des Israels-Spiels nicht zwei freie Tage gegönnt. Im Freizeit-Modus präsentierte sich am Sonntag vor allem die Defensive. Sie stand in der zweiten Halbzeit grosszügig Spalier, als die Belarussen plötzlich das Toreschiessen entdeckten.

Dabei hatte vor dem Spiel noch die ungetrübte Feierlaune geherrscht. Granit Xhaka stand zum 118. Mal für die Schweiz in einem Länderspiel auf dem Platz – und zog damit mit Rekordnationalspieler Heinz Hermann gleich.

Die Eloge zum Jubeltag hatte Trainer-Legende Ottmar Hitzfeld, der Xhaka im Juni 2011 zum Debüt als Nationalspieler verholfen hatte, gegeben. Er sagte zu seinem früheren Schützling: «Seine Passqualität ist absolute Weltklasse. Seine Spielintelligenz aussergewöhnlich.»

Gegen Belarus war davon nichts zu sehen. Xhaka und Co. tun gut daran, nicht ihre Statistiken (und damit die Vergangenheit) zu feiern. Die Gegenwart müsste den Schweizern schwer zu denken geben. Die Zeit für Feiertage ist definitiv vorbei.