Die wirtschaftliche Krise vieler Medienhäuser verschärft den Verdacht, dass politische Akteure zunehmend Einfluss auf die Berichterstattung nehmen könnten. Medienexperte Jo Groebel sieht im Interview mit der Berliner Zeitung die journalistische Unabhängigkeit gefährdet und betont, dass allein Transparenz und klare Abgrenzung zu Glaubwürdigkeit führen könnten.

Grosse Medienhäuser wie die FAZ weisen Vorwürfe von Einflussnahme durch das Auswärtige Amt zurück. Doch es bleiben Zweifel. Die Content-Marketing-Agentur der FAZ-Gruppe betreut etwa staatliche Projekte, was das Vertrauen in die redaktionelle Unabhängigkeit schwächen könnte. Die FAZ betont jedoch, dass ihre Redaktion strikt getrennt arbeite und kein wirtschaftlicher Druck bestehe.

Auch staatliche Förderungen für Medien sind umstritten. Die Deutsche Presse-Agentur erhielt seit 2021 über 2,1 Millionen Euro an Steuergeldern. Groebel warnt, dass direkte staatliche Finanzierung von Medien ein «Einfallstor für Abhängigkeit» darstelle.

Der Experte betont, dass schon der Anschein von politischem Einfluss das Vertrauen in Medien nachhaltig beschädigen könne. Nur umfassende Transparenz über finanzielle Strukturen und redaktionelle Prozesse könne diesem Eindruck entgegenwirken und die Rolle der Medien als glaubwürdige Instanz stärken.