Lange war Hans-Peter Portmann ein scharfer Kritiker Katars. 2022 forderte der FDP-Nationalrat den damaligen SVP-Bundesrat Ueli Maurer auf, nicht für die Fussball-Weltmeisterschaft in den Wüstenstaat zu reisen. Zuvor hatte der katarische WM-Botschafter Khalid Salman in einem Interview schwulenfeindliche Äusserungen getätigt.

Das war 2022. Heute sieht alles anders aus, und von Portmann sind ganz neue Töne zu vernehmen. Der FDP-Nationalrat begleitete zu Beginn dieses Monats Bundesrat Guy Parmelin während seines Staatsbesuches in den Wüstenstaat, wo der SVP-Wirtschaftsminister sich unter anderem mit Regierungsvertretern austauschte.

«Gratulation zum kontinuierlichen Wandel für eine offenere und liberalere Gesellschaft. Trotz teils unterschiedlicher Ansichten sollten wir zum Wohle der Völker aller Regionen auf den Gemeinsamkeiten aufbauen», schrieb Portmann jüngst auf X über Katar.

Neben Portmann flogen zudem Vertreter der Wirtschaft und Mitte-Ständerat Erich Ettlin mit nach Doha. Angesprochen auf seine 180-Grad-Wende, entgegnet Portmann: «Die Entwicklung, die Katar in den vergangenen Jahren durchgemacht hat, muss man anerkennen. Die Arbeitsbedingungen für Gastarbeiter haben sich stark verbessert. Das hat auch die ILO bestätigt.»

Ähnliche Töne schlägt der FDP-Nationalrat auch bezüglich Saudi-Arabien an, das die Schweizer Politiker ebenfalls besucht haben. Das Land habe in Sachen Frauenrechte in den letzten Jahren viele Fortschritte erzielt.

Portmanns Äusserungen sorgten in Bern für Verwunderung und Kritik. Auch tauchte vereinzelt die Frage auf, wieso eigentlich gerade Portmann mit dem Wirtschaftsminister in die Golfmonarchien reiste. Üblicherweise ist es der Präsident der Aussenpolitischen Kommission, der bei solchen Staatsbesuchen mit von der Partie ist, gegenwärtig wäre das FDP-Nationalrat Laurent Wehrli.

Eigentlich hätte Portmann, der bis Dezember 2023 noch Vizepräsident der Kommission gewesen war, die Position übernehmen sollen. Das verhinderten aber FDP-Präsident Thierry Burkart und FDP-Fraktionschef Damien Cottier, welche Portmann aufgrund abweichender Meinungsäusserungen zur Bundesratswahl disziplinierten.

Die Politiker seien frei, Daniel Jositsch zu wählen, sagte Portmann damals und stellte sich damit gegen die Parteivorgabe, was der Parteispitze wiederum nicht gefiel, die streng die Ticketeinhaltung proklamierte.

Die Kaltstellung Portmanns änderte dann aber nichts an Parmelins Entourage. «Der Wirtschaftsminister hatte mich bereits vor den Bundesratswahlen angefragt, ob ich ihn auf der Reise begleiten werde, und dies nach meinem Präsidiumsentzug nochmals bestätigt», erklärt der FDP-Nationalrat.