Die ETH lasse sich von Lobbyisten instrumentalisieren, schreibt die Sonntagszeitung. Die Technische Hochschule mache Kasse mit Lobbyisten, indem sie im Auftrag externer Parteien Studien durchführe, deren Ergebnisse dann etwa so ausfielen, wie es dem Auftraggeber gefalle.

Jüngster Anlass für diesen Vorwurf der Gefälligkeit ist die Studie, die das Energy Science Center der ETH für den Wirtschaftsdachverband Economiesuisse erstellt hat mit dem Befund, dass die Energieversorgung ohne Atomkraft sehr teuer und die Abhängigkeit der Schweiz von Importen im Winter enorm hoch sein werde.

Eine andere kritisierte ETH-Studie geht in eine andere Richtung, sie stützte vor Monaten die hoheitliche Energiewende-Politik mit der Beteuerung, wie verheissungsvoll die Solarenergie sei.

Es liegt nah, dass darüber diskutiert wird, welche Hochschulstellen mit welchen Studien an die Öffentlichkeit kommen und wer dafür bezahlt. Das gehört zur Debatte.

Auffallend ist aber, dass nun der ETH-Klimaprofessor Reto Knutti in der Sonntagszeitung als Gewährsmann auftritt und, emotional verstärkt mit Bild, davor warnt, dass gekaufte Studien problematisch seien. Denn: Wenn eine externe Partei einen Auftrag für eine wissenschaftliche Arbeit erteile, bestimme diese das Framing. Der Schluss aus dieser Warnung heisst wohl: Distanz halten.

Und wie hält es Knutti für sich?

Vor ein paar Tagen erschien er im Blick mit den Zeilen: «Er ist unermüdlicher Kämpfer gegen den Klimawandel. Doch Klimaforscher Reto Knutti ist nicht verbissen. Massnahmen können auch lustvoll sein. Darum ruft er zur Public Challenge auf, mit der 1 Million Kilogramm CO₂ eingespart werden sollen.»

Dazu gibt es ein Video, in dem Knutti den Leuten in mehreren Sätzen darlegt, wie sie etwas tun können fürs Klima.

Und darunter steht: «Das ist ein bezahlter Inhalt, präsentiert von Swiss Climate Challenge.»

Knutti ist also im Dienst eines Inhalts, den Externe im Blick bezahlt haben. Man kann fast sagen: Werbung.

Und nicht nur Knutti steht im Rahmen dieser Werbung, nein, mit ihm auch die ETH, denn Knutti spricht im Prinzip für die ETH, deren offizielle Klimastrategie er ja prägte. Er verkauft so auch den Namen ETH. Der Preis?

Woher kommt denn der Auftrag, für den Knutti so weibelt? Es ist laut den Angaben die Organisation Swiss Climate Challenge, eine Initiative von Swisscom und des Bundesförderprogramms Energie Schweiz.

Konkret heisst es dazu: «Die Swiss Climate Challenge wird von Swisscom programmiert. Weiter wird die Swiss Climate Challenge von Motiontag mit Sitz in Potsdam (Deutschland) unterstützt. Das Technologieunternehmen ist Vorreiterin im Bereich Mobilitätstracking. Blick ist Medienpartner, aber auch Firmen, Städte, Gemeinden, Schulen oder Events können Partner der Swiss Climate Challenge werden.»

Das ist also das Framing von Firmen-, Bürokratie- und Medieninteressen, in dem sich Knutti bewegt.

Der Professor tritt als «Klimaforscher ETH Zürich» auf für Firmen und Organisationen, die mit Klimathemen und dem Namen ETH öffentliche Publizitätskampagnen fahren und die mit Programmieren, Absatz von Apps und mit Energie-Lobbying Geld verdienen.

Und vielleicht auch mit Mobilitätstracking.

Und am Schluss sagt Animator Knutti: «Klimaschutz kann sogar Spass machen. Mach auch du mit bei der Public Challenge.»