Ehemalige Mitglieder der linksextremen Terrororganisation RAF sind in Bern aufgetreten. Karl-Heinz Dellwo und Gabriele Rollnik, die für ihre Gewalttaten in Deutschland langjährige Haftstrafen verbüssten, hielten in der Politbibliothek Bern einen Vortrag, berichtet die Tageszeitung Bund. Organisiert wurde der Anlass von einer anonymen linksautonomen Gruppe.
Rund 120 Personen, darunter viele junge Menschen, besuchten die Veranstaltung. Anlass war der 50. Todestag von Holger Meins, einem RAF-Terroristen, der 1974 während eines Hungerstreiks in Haft starb. Die Referenten stellten ihn als Märtyrer dar und versuchten, ihre eigenen Taten als Teil eines antifaschistischen Kampfes zu rechtfertigen. Kritische Auseinandersetzungen mit den Opfern der RAF gab es nicht.
Dellwo, der 1975 an der Geiselnahme in der deutschen Botschaft in Stockholm beteiligt war, bei der zwei Geiseln erschossen wurden, äußerte sich nicht zu seiner persönlichen Verantwortung. Rollnik wiederum verharmloste die Ermordung des Berliner Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkmann als bloßen Nebensatz, berichtet der Bund.
Die Veranstaltung löste Kritik aus. Die RAF hat bis zu ihrer Auflösung 1998 insgesamt 34 Menschen getötet. Dennoch übt sie in der linksautonomen Szene weiterhin Faszination aus. Auch in der Schweiz gab es Solidaritätsbekundungen für ehemalige RAF-Mitglieder.