Jeffrey Epstein ist seit über drei Jahren tot, seine Vertraute Ghislaine Maxwell, 62, für zwanzig Jahre im Gefängnis.

Wer glaubt, die Akte um den Missbrauchsskandal sei damit geschlossen, irrt. Am Mittwoch veröffentlichte ein amerikanisches Gericht bisher versiegelte Dokumente des beigelegten Rechtsstreits zwischen Epstein-Anklägerin Virginia Giuffre, 40, und Maxwell. Damit wurden die Namen von 170 öffentlichen und privaten Personen publik, die im Zusammenhang mit dem Gerichtsprozess Erwähnung fanden.

Das Problem: Eine Nennung in den Akten heisst überhaupt nicht, dass jemand etwas Illegales getan hat. Poppt ein Name aber in den Schlagzeilen auf, was nun überall passiert, ist die Gefahr riesig, von der Öffentlichkeit als schuldig abgestempelt zu werden, bloss weil der Name im Zusammenhang mit Epstein erwähnt ist. Das Gericht handelte mit der Veröffentlichung der Liste verantwortungslos und befeuert Vorverurteilungen.

Auch Alan Dershowitz, 85, ist unter den 170 publizierten Namen. Der emeritierte Harvard-Professor und ehemalige Anwalt von Epstein wurde im Zuge der Epstein-Affäre bereits 2022 von der Anschuldigung sexuellen Fehlverhaltens entlastet. Virginia Giuffre hatte ihn falsch identifiziert, die Klage wurde fallengelassen. Dershowitz beteuert seine Unschuld erneut vehement. Er findet, dass die Richterin, welche die Freigabe der Namen anordnete, «selektiv» vorggegangen sei, und nannte dies «unfair».

Der Investmentbanker Jeffrey Epstein, der angeklagt wurde, einen Ring zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger unterhalten zu haben, nahm sich 2019 in einer Gefängniszelle in Manhattan das Leben, während er auf seinen Prozess wartete. Ghislaine Maxwell wurde 2022 wegen Verführung von Minderjährigen und Handel mit Kindern verurteilt.