Freiheit! Wer will das nicht? Selbst Angela Merkel nennt ihre im November auf den Markt kommende Autobiografie so, obwohl man denken möchte, dass sie sich eigentlich genug Freiheiten herausgenommen hat, was Deutschland betrifft. Und was war da noch während Corona? Lockdown, Ausgeh- und Versammlungsverbot?

Freiheit scheint also kein eindeutiger Begriff zu sein, jedenfalls nicht in Orwell-Country.

Aber war er das je? Die sogenannten Freiheitsbewegungen waren oft genug Terrortruppen, die sich der zu befreienden Subjekte als Schutzschilde bedienten. Doch es scheint noch immer genügend Menschen zu geben, die auf das Etikett hereinfallen. Die kuriosesten nennen sich «fatties», also, genau: Fette. Und so sehen sie auch aus.

Nun wissen wir ja: «Fatshaming» geht gar nicht. Und wir irgendwie schuldhaft Normalgewichtigen haben sie gewiss längst liebgewonnen, die gewichtigen Models, die für Unterwäsche werben und dabei anmutige Speckröllchen und Pölsterchen in Szene setzen. Wurde ja auch Zeit nach all den Magermodels mit Konfektionsgrösse 32, die wir, die wir gerade noch unter die üblichen Konfektionsgrössen fallen, schon lange als beschämend empfunden haben.

Doch nun soll ein Ende sein mit alledem. Die Fetten wachen auf – und da sie sich selbst so nennen, dürfen wir das ebenfalls. Sie verbünden sich mit all den Beleidigten und Entrechteten dieser Erde, insbesondere mit den Palästinensern. Deren Kampf sei «unser Kampf», erklären die Aktivistinnen, an vorderster Front eine gewisse Hannah Moushabeck, Palestinian American, wie sie bei X erklärt. Sie ist ein Fan der Terroristin Leila Chaled, wozu passt, dass sie meint, das System der «white supremacy» und des Kolonialismus sei nicht nur Brandbeschleuniger des Genozids, sondern läge auch an der Wurzel einer «fat phobia».

Manch einer wird eine Weile brauchen, bis er diesen Zusammenhang begreift, manch einer, wie ich, kapiert das nie.

Höchstens das Geschäftsmodell von Moushabeck. Sie vermarktet ihre Bücher und vor allem bauchfreie T-Shirts mit der Parole «Fatties for a Free Palestine» und fordert alle Fetten an die Front gegen Israel.

«Die Befreiung von Fetten und die Befreiung von Palästina gehen Hand in Hand!», verkündet sie. Vielleicht, weil Palästinenser übergewichtige Frauen besonders schätzen? Oder ist das, um Himmelswillen, ein Vorurteil einer toxischen weissen Normalgewichtigen?

Nein, sorry, das war jetzt wirklich böse.

Denn natürlich ist Fettsein eine echte Befreiungsbewegung! Fatties verweigern sich konventionellen Schönheitsidealen und anderen gesellschaftlichen Zwängen! Das versteh sogar ich. Ich mag das schliesslich auch nicht, wenn der deutsche Agrarminister glaubt, mich zum Vegetarier erziehen zu müssen oder die Innenministerin mir verbieten will, die Ampelregierung verächtlich zu machen. Oder wenn ich beim Müsliessen dauernd an hungrige Negerkinder denken soll.

Insofern, liebe Fatties, ganz auf eurer Seite! Wir essen, was wir wollen! Und wenn es Döner sind, die ja mittlerweile zum Sonderpreis allen zur Verfügung stehen sollen, die sich um ihr Körpergewicht nicht sorgen.

Oder die ganz im Gegenteil dem neuesten Trend folgen wollen: hemmungslos alles reinstopfen, was sich nicht wehrt, damit man besser für die Palästinenser kämpfen kann. Freiheit! Ein Ende aller Aufforderung zur Selbstbeschränkung, zum Sparen, zur Frugalität, lasset alle Hemmungen fallen, lasset uns völlern. Auch wenn das nicht ganz ohne riskante Folgen ist, als da seien Diabetes, Bluthochdruck, Fettleber und angesichts des Schwergewichts versagende Gelenke.

Keine Freiheit ohne Folgen. Tja.

Nun, es kann natürlich nur einem üblen toxischen Mann einfallen, auf die schlanken schönen Israelinnen hinzuweisen, auf die IDF-Soldatinnen, die nonchalant die Knarre schultern und nicht auf die Idee kommen würden, dass ihr Überlebenswille auch nur irgendetwas zu tun hat mit irgendeinem System weisser Überlegenheit samt Kolonialismus.

Es gibt manche Freiheitsbekenntnisse, die eine Mogelpackung sind, nicht nur, wenn es um «Bewegungen» geht, sondern auch, was Buchtitel betrifft.