Publizistisch betrachtet war der Instagram-Post von Sanija Ameti ein Volltreffer: Die in IS-Manier schwarzgekleidete Muslima schiesst in einem düsteren Keller mit einer überdimensionierten Pistole auf Maria und Jesus. Dazu das doppeldeutige Motiv: «Abschalten». Peng.

Mehr Provokation ist kaum möglich in Zeiten des islamistischen Terrors. Ebenso die Rechtfertigung der studierten Juristin und PR-Agentin – sie sei sich des religiösen Hintergrundes der Inszenierung nicht bewusst gewesen – zeugt von Chuzpe. Oder auch von grenzenloser Blasiertheit.

Zwischen Hochmut und Abgrund steht bekanntlich ein schmaler Grat. Cancel-Königin Sameti, eine Ikone des Justemilieus, hat sich mit dem Coup selbst abgeschossen. Sie wurde über Nacht zur Persona non grata für ihre Partei und ihren Arbeitgeber. Die woke Revolution frisst ihre eigenen Kinder.

Ob man es mit Mitleid oder Häme hinnimmt – wer austeilt, muss auch einstecken können. Doch die Strafanzeigen, unter anderem von der Jungen SVP, wegen Blasphemie und Aufruf zu Hass (Art. 261 bzw. 261bis StGB) setzten ein falsches Signal.

Wer Salman Rushdie, dänischen Karikaturisten oder Charlie Hebdo ein Recht auf Gotteslästerung zubilligt, kann es auch Sanija Ameti nicht absprechen. Und wer sich darüber aufregt, wenn Andreas Glarner oder Björn Höcke mit juristischer Wortklauberei als kleine Nazis diffamiert werden, sollte sich dagegen wehren, dass Ametis Provokation zum dschihadistischen Terrorakt emporstilisiert wird.

Die Meinungs- und Redefreiheit gilt auch für Andersdenkende. Und sie beinhaltet das Menschenrecht, sich mal einen monströsen Fehltritt zu leisten. Wie armselig ist doch eine Gesellschaft, in der jedes heikle Wort und jedes schräge Bild auf die Goldwaage gelegt wird. Falsche Ansichten und Argumente schafft man mit besseren aus der Welt, in einem freien Wettbewerb der Ideen, nicht mit Verboten.

Nicht selten gibt eine hirnrissige Schnapsidee den Anstoss zu einer Debatte, die zu ungeahnten neuen Erkenntnissen führt. Und wenn nicht – das Leben ist eine endlose Kette von Versuchen und Fehlern.