Eine schreckliche Zeit beginnt: der Frühling. Sein «blaues Band» (Eduard Mörike) und «linde Lüfte» (Ludwig Uhland) werden jetzt auch von poesielosen Zeitgenossen bemüht, ebenso wie das Wort «Lenz». Jede Osterglocke wird umjubelt; Krokusse, Vogelgezwitscher, alles ist gnadenlos dem Glückskitsch ausgeliefert. Ein paar Grad Celsius zweistellig, und der Mensch entblösst sich und ist willens, halbnackt mit schmatzenden Flip-Flop-Geräuschen Metropolen zu zertrampeln. Entblössen ist auch entblöden. Die ersten warmen Sonnenstrahlen und: Gartencenter-Hysterie! Im Frühling muss die Natur vehement umarmt werden. Wir leben mit der Natur in einer Art Stockholm-Syndrom, denn sie kann ...
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Muss man immer alles relativieren? Zufriedene Menschen lassen sich - wie im Text erwähnt - wirklich von der Natur selbst beglücken und möchten es mitteilen, ohne sich an den vielen sicher gutgemeinten Vorschlägen zum Glücklichsein aufzuhalten. Unzufriedenheit hängt leider meistens mit zu grossen Erwartungen zusammen!
Es ist nicht der Frühling. Der ist unschuldig und kann nichts dafür. Es ist wieder einmal der Mensch. Seit Jahre verbreitet er den Imperativ: Sei glücklich! Ständig wird man motiviert und optimiert, diese oder jene Wanderung zu unternehmen, diesen oder jenen Grill zu kaufen, diesen oder jenen Ort oder SPA zu besuchen; und vor allem, alles zu geniessen. Denn geniessen und unbedingt glücklich sein, das ist der heutige Imperativ. Und Wehe wenn nicht!
und hier noch das schönste Zitat von unserem grossen Schaffhauser: "An mir zerschellen in Zukunft Weiber und Osterglocken und alles, was mich sonst noch verlogen umgurrt und umbimmelt." Markus Werner
Was will uns der Autor sagen ? Der Frühling ist eine Mogelpackung ? Hört nicht auf andere ? Gerade im angeblich schönen Frühling steigen die Suizidraten ? Ist es der latente Hilfeschrei eines Depressiven, dessen Zustand sich TROTZ sprießender Natur, beginnender Wärme, vermehrter Sonneneinstrahlung und fröhlichem Vögelgezwitscher nicht verbessert ? Frühling ist ein „natürlicher“ Neuanfang. Keiner m u ß mitmachen und jeder ist für sich selbst verantwortlich. Ich liebe die Natur im WANDEL. Sorry...
„Jeder ist für sich selbst verantwortlich…“ vor allem als schwer oder gar sehr schwer Depressiver ist das nicht möglich. Ratschläge wie „geh doch mal raus an die Sonne“ etc zeigen die totale Unkenntnis der Krankheit; plus Unverständnis und Dummheit. Die Gesellschaft geht mit Depressionen immer noch wie im Mittelalter um. Ist halt kein sichtbarer Beinbruch oder Krebs, wo die Allgemeinheit begriffen hat, ups, nicht so toll. Wegen dem Frühling und Vögel: Es ist, als sitze man an einem Volksfest und
Da wurde nur die Hälfte veröffentlicht, wieso auch immer.
Frühling per se verursacht keine Depressionen. Sollen wir jetzt alle das alljährliche Wunder der erwachenden Natur relativieren, damit sich der gemütskranke Menschen verstanden weiß ? Bevor wir uns im verständnisinnigen Dialog über Depressionen verlieren, sollten wir uns fragen, ob diese Menschen überhaupt Inhalt dieses Artikels sind. Vielleicht stören den Autor lediglich Klischees..zum Beispiel 👉muß man Freundlichkeit ebenso freundlich erwidern..oder👉 über gutes Wetter freuen? Wer weiß ?
Ja sicher Frau Schönfelder! Wer weiss, was ich noch neu lernen muss, darf. Seit der Woke-Welle ist ja alles anders und 100 Prozent verdreht. Früher habe ich mit dem Wok nur gekocht. 🤸🏼♂️
Interessante Gedankengänge, aber ich bleibe dabei und halte an meinem Optimismus fest. Und das nicht nur im Frühling, aber da ich kein Fan von Schnee (mehr) bin, dann erst recht.
Das ist absolut hervorragend geschrieben Herr Morché! Und ganz genau in meinem Sinn. Seit Jahrzehnten nenne ich das den „Schön-Wetter-Stress“, wobei ich nicht nur den Frühlingsputz meine. Nein, dieses ständige RAUS, wandern noch im Schnee, Bootsfahrten auf dem Fluss, Velo-Tour, Zelten, Grill-Party…Sorry, ich muss los.
Vielen herzlichen Dank 🙏 aber noch!
Herzlichen Dank, liebe Saoirse! pm